Die Stadt Eschweiler unterstützt das Grenzlandtheater im Rahmen der
Kulturförderung ab dem Haushaltsjahr 2020 in der Weise, dass entgegen des
Ratsbeschlusses vom 13.3.2013 auf die Erhebung von Nutzungsentgelten zur
Nutzung städt. Liegenschaften für Aufführungen des Grenzlandtheaters in städt.
Liegenschaften komplett verzichtet wird.
Zum nächstmöglichen Zeitpunkt wird dem Grenzlandtheater als alternativer
Spielstandort die Aula/das pädagogische Zentrum der Adam-Ries-Schule angeboten.
Darüber hinaus erklärt die Stadt Eschweiler sich bereit, Werbematerial
für Veranstaltungen des Grenzlandtheaters zur Auslage und zum Aushang in städt.
Einrichtungen zu verteilen.
Die Verwaltung wird im kleineren – im Sachverhalt näher beschriebenen
Umfang - ab dem Jahr 2020 bedarfsorientiert
Kartengutscheine erwerben.
Die näheren Ausführungen im Sachverhalt dieser Verwaltungsvorlage werden zur Kenntnis genommen.
Das Grenzlandtheater Aachen hat den Kulturauftrag, attraktives Theater
für die Bürgerinnen und Bürger in der StädteRegion Aachen und darüber hinaus
anzubieten und erlebbar zu machen. Als Spielstätten werden neben dem eigenen
Theater in Aachen in der Elisengalerie zudem Spielstätten in den einzelnen
Städten der städteregionsangehörigen Städten und Gemeinden genutzt, meist in
Schulen und im Kulturzentrum Frankental in Stolberg. Ein Theater kann i.d.R.
nicht kostendeckend betrieben werden, zumal das Grenzlandtheater mit seiner
hohen Auslastung vergleichsweise geringe
öffentliche Zuschüsse erhält.
Der kfm. Geschäftsführer Herr Fuchs und der Intendant Herr Brandt haben
in der Bürgermeisterkonferenz am 29.8.2019 eine Auswertung der defizitären
Situation bedingt durch die Bedienung der externen Spielorte
(Abstecherspielorte) dargestellt. Der dazu vorgelegte verfasste Bericht ist als
Anlage beigefügt. Daraus geht
hervor, dass die Theatereinnahmen auch in Eschweiler nach den aktuellen Zahlen
der abgelaufenen Spielzeit 2018/19 unbefriedigend sind. Keine der acht
Aufführungen waren kostendeckend. Das Defizit erreichte nach Ablauf der
Spielzeit 2018/19 einen Betrag in Höhe von insgesamt 7.930 Euro. Das
Grenzlandtheater alimentiert jede Aufführung mit durchschnittlich ca. 1.000
Euro.
Die Aufführungen des Grenzlandtheaters fanden zunächst über Jahre im
Schulzentrum Stadtmitte (jetzige Adam-Ries-Schule), anschließend im Kino
Primus-Palast und in der Festhalle Weisweiler statt. Im Jahre 2017 wurde die
Stadt von dem Intendanten Herrn Brandt gebeten, wieder eine städt. Liegenschaft
im Stadtzentrum als Spielort nutzen zu dürfen, da die Bedingungen für die
Schauspieler im Kino unbefriedigend waren und die Festhalle von den Gästen
nicht angenommen worden sei. Nachdem diverse Schulen und das Kulturzentrum
angeboten wurden, entschied sich das Grenzlandtheater für die Spielstätte Aula
des Städtischen Gymnasiums. Dieser Spielort wird seit Oktober 2017 in der Regel
einmal monatlich genutzt.
Auf der Grundlage des Ratsbeschlusses der Stadt Eschweiler vom 13.3.2013
wird hierfür seitdem ein Nutzungsentgelt in Höhe von 250 Euro pro Nutzungstag
zuzüglich einer je nach Jahreszeit (Heizperiode) abweichend festzusetzenden
Personal- und Betriebskostenpauschale, insgesamt somit rund 300 Euro täglich in
Rechnung gestellt. Insgesamt werden somit rund 2.424 Euro im Jahr vereinnahmt.
Schon bei den vorbereitenden Gesprächen zur Festsetzung der
Nutzungsregularien wurde seitens des Grenzlandtheaters gewünscht, dass die
Stadt beim Bühnenaufbau und –abbau durch Personalgestellung Unterstützung
leistet und wenn möglich zusätzlich hierfür auch noch Schüler zum Einsatz
kommen sollten. Zunächst wurde dem Grenzlandtheater auch zugesichert, dass für
Auf- und Abbauarbeiten zwei Schulhausmeister und zwei Schüler/innen in
Abstimmung mit der Schulleitung zur Verfügung gestellt werden. Es wurde
allerdings darauf hingewiesen, dass die Stadt Schüler nicht zum Einsatz
verpflichten kann und die Koordination der Schülereinsätze nur auf freiwilliger
Basis über die Schulleitung erfolgen könne. Im Gegenzug sollte das Theater für
jede Veranstaltung 40 kostenlose Plätze für den Literaturkurs respektive die
TheaterAG des Gymnasiums kostenfrei zur Verfügung stellen.
In der Praxis zeigte sich schnell, dass der Schülereinsatz sich nicht
umsetzen ließ. Die Unterstützung durch die Hausmeister ließ sich zunächst
umsetzen, aber seit der Spielzeit 2019/20 (beginnend mit dem 30.09.2019)
ebenfalls nicht mehr. Der Personalrat hat der dadurch hervorgerufenen
Mehrarbeit für die Hausmeister nicht mehr zugestimmt, da zum einen die
gesetzlich zustehenden Ruhezeiten zwischen Dienstende und Dienstbeginn dadurch
nicht hätten eingehalten werden können. Außerdem käme der Einsatz der städt.
Mitarbeiter für externe Veranstaltungen (Mieter) nach Auffassung des
Personalrates einer Entleihung der Mitarbeiter gleich, so dass diese
ursprünglich zugesagte Unterstützung durch die Stadt ab September 2019
unterbleiben musste.
Die Aula des Städt. Gymnasiums bietet auf der 2. Etage 307 Plätze, davon
sind nur ca. 58 Plätze von Abonnenten belegt. Somit könnten ca. 249 Plätze im
Freiverkauf angeboten werden. Mit Ausnahme des gut nachgefragten Musicals mit
271 Besuchern liegen die Besucherzahlen laut beigefügtem Bericht bei
durchschnittlich unter 90 inklusive der Abonnenten. Der Spielort wird
offensichtlich nicht gut angenommen.
Aus Sicht des Grenzlandtheater bestehen bei den Kosten keine
Einsparmöglichkeiten bis auf das Nutzungsentgelt für die Aula in Eschweiler,
die aufgrund des genannten Ratsbeschlusses seitens der Verwaltung erhoben wird.
Vor dem Hintergrund der defizitären Situation des Grenzlandtheaters und in
Anbetracht dessen, dass die Nachbarkommunen bereits auf die Erhebung von
Entgelten für Grenzlandtheateraufführungen verzichten, schlägt die Verwaltung
vor, auch für Eschweiler auf die Erhebung der Nutzungsentgelte in diesem Fall
zu verzichten.
Die Verwaltung schlägt vor, das Grenzlandtheater insofern finanziell zu
unterstützen mit dem Ziel, für die Eschweiler Bürgern das kulturelle Angebot
von Theateraufführungen vor Ort aufrechterhalten zu können.
Im Rahmen eines beim Bürgermeister geführten Gespräches mit dem
Geschäftsführer und Intendaten des Grenzlandtheaters am 16.09.2019 wurde auch
der Wechsel des Spielortes angesprochen mit dem Ziel, einen Spielort mit
barrierefreien Zugang zu nutzen, um auch gehbehinderten Bürgerinnen und Bürgern
den Besuch der Theateraufführungen zu ermöglichen. Die bestehenden Alternativen
wurden auch im Rahmen einer anschließend durchgeführten Ortsbesichtigung zweier
anderer Schulen vorgestellt. Das Grenzlandtheater hat nunmehr Interesse an
einem Wechsel der Spielstätte zurück zur Adam-Ries-Schule bekundet. Seitens der
Verwaltung bestehen keine Bedenken, dem Wunsch nachzukommen.
Im beigefügten Bericht werden diverse Maßnahmen zur Verbesserung der
Einnahmen vorgeschlagen, die auf den Seiten 3-4 der Anlage dargestellt sind.
Darauf wird im Folgenden eingegangen:
Zu 1. Intensivierung der Werbung durch die Stadt
Eschweiler durch finanzielle Beteiligung an den Kosten des Werbematerials (Flyer, Spielpläne,
Plakate):
Bisher hat die Stadt kein Werbematerial vom Theater zur Verteilung
erhalten. Lediglich das Gymnasium als aktuelle Spielstätte hat Plakate
erhalten.
Selbstverständlich wäre es umsetzbar, Flyer, Spielpläne und Plakate in
öffentlichen Einrichtungen, wie VHS, Stadtbücherei, Rathaus, Bäder, Schulen und
Kindergärten auszulegen oder aufzuhängen.
Eine finanzielle Beteiligung käme einer (weiteren) Subventionierung
gleich und stellt eine freiwillige Leistung der Stadt dar. Da keine konkrete
Summe hierfür erbeten wurde, wird von einer Pauschalförderung ausgegangen, die
bis zur Höhe des bisher erzielten Defizits wahrscheinlich gerne gesehen würde.
Die Verwaltung schlägt vor, dass die Stadt sich zunächst auf die Verteilung
des Werbematerials beschränkt und auf die Erhebung der Nutzungsentgelte
verzichtet.
Zu 2. Abnahme eines festen
Kartenkontingents durch die Stadt
Es wurde der Vorschlag unterbreitet, dass die Stadt ein festes
Kartenkontingent entgeltlich erwirbt, das dann bei städt. Veranstaltungen,
Ehrungen, Jubiläen, Preisverleihungen pp. als Geschenke Verwendung findet.
Bisher erhalten Bürgerinnen und Bürger ab dem 80. Lebensjahr, zur Goldhochzeit
und anlässlich der Auszeichnung zu besonderen Verdiensten, wie am Tag des
Ehrenamtes von der Stadt ein Geschenk überreicht. Anstelle dessen wäre auch die
Ausgabe eines Gutscheins für Eintrittskarten beim Grenzlandtheater denkbar.
Wenngleich sich die Vertreter der Verwaltung in dem o.g. Gespräch hierfür
zunächst offen zeigten, hat die im Anschluss durchgeführte verwaltungsinterne
Prüfung gezeigt, dass der Bedarf hierfür sehr gering ist. Für die am Tag des
Ehrenamtes zu ehrenden Persönlichkeiten wurden in 2016 Ehrengaben
(Wappenteller) auf Vorrat gekauft, die noch für die nächsten Jahre ausreichen.
Darüber hinaus erhalten die Musiker der städt. Musikschule, die am Tag des
Ehrenamtes auftreten, bisher einen Barscheck, der natürlich in Gutscheine für
das Grenzlandtheater umgewandelt werden könnte. Das wären dann maximal 5
Eintrittskarten bzw. Gutscheine im Jahr.
Die Altersjubilare erhalten frühestens zur Vollendung des 90.
Lebensjahres ein Geschenk im Wert von 15 Euro und Ehejubilare erhalten zur
Goldhochzeit ein Geschenk im Wert von 25 Euro, zur Diamantenen Hochzeit ein
Geschenk im Wert von 50 Euro. Dabei besteht bisher die Wahlfreiheit zwischen
Geldgeschenk und Blumen. Auch die Wertgrenzen sind aufgrund eines
Ratsbeschlusses festgelegt. Mit Blick darauf, dass die Einzeltickets für das
Grenzlandtheater aktuell 17,80 Euro kosten, lässt sich auch im Bereich der
Alters- und Ehejubiläen kein Gutscheingeschenk für Veranstaltungen des
Grenzlandtheaters umsetzen, ungeachtet dessen, ob Jubilare bei bestehender
Wahlfreiheit Karten in Anspruch nehmen würden.
Übrig bleiben noch Geschenke für Schülerinnen und Schüler, die die
musikalische Gestaltung der Gedenkfeier zum Volkstrauertag übernehmen. Für
diesen Anlass wäre die Überreichung der Gutscheine denkbar. Hierfür kämen
allerdings nur 1-2 Tickets im Jahr in Frage.
Insofern hat die Verwaltung aktuell keine Möglichkeiten,
Kartenkontingente im nennenswerten Umfang zu nutzen. Es wird daher
vorgeschlagen, die bestehenden Möglichkeiten im überschaubaren Rahmen zu
nutzen, Karten bzw. Kartengutscheine für Veranstaltungen des Grenzlandtheaters
als Geschenke zu erwerben, wohlwissend, dass dieser Erwerb nicht zu
nennenswerten Reduzierungen des Defizits führen wird.
Zu 3. Übernahme der Organisation und Verkauf der
Eintrittskarten über die Stadt
Das Grenzlandtheater schlägt vor, die Verwaltung der Theateraufführungen
in den städteregionseigenen Städten auf die jeweiligen Kulturämter oder
Touristikämter zu übertragen, so dass dort die Organisation und der
Kartenverkauf in Eigenregie der Städte erfolgen soll. Hiervon rät die
Verwaltung zum einen aufgrund des damit verbundenen Aufwandes in Bezug auf
Personal und Organisation (Buchungsaufwand) ab, zumal auch hier eine vorherige Beteiligung des Personalrates
erfolgen müsste. Die damit verbundene Mehrung von Aufgaben städtischer
Bediensteter wäre mitbestimmungspflichtig nach LPVG.
Das schwerwiegendere Argument für die ablehnende Haltung der Verwaltung
ist aber die damit hervorgerufene Übernahme einer neuen und verwaltungsfremden
Aufgabe zugunsten Dritter. Das Grenzlandtheater würde gerne in diesem Kontext
für die jeweilige Spielzeit einen Vertrag mit der Stadt über fest vereinbarte
Summen für jede Aufführungen schließen, so dass das wirtschaftliche Risiko zu
Lasten der Stadt ginge. Dies ist keine ureigene Aufgabe einer Kommune und würde
auch einen Präzendenzfall hervorrufen für andere kulturtreibende Vereine und
Institutionen, wie z.B. das Kulturzentrum Talbahnhof, dessen Betreiber auch
eigenverantwortlich den Verkauf der Karten stemmen muss, oder auch andere
Kulturbetreibende in der StädteRegion, wenngleich ausweislich der Ausführungen
in dem als Anlage beigefügten Papier dieses Modell in Nachbarstädten
praktiziert wird.
Zu 4. Finanzierungsbeteiligung
an den defizitären Kosten einzelnen Aufführungen
Soweit die künftigen
Besucherzahlen nicht höher ausfallen und die Einnahmen nicht verbessert werden
können, wünscht das Grenzlandtheater sich eine Finanzierungsbeteiligung an den
defizitären Kosten einzelner Aufführungen.
Diesem Vorschlag
pauschal zu folgen, ist mit hohem finanziellem Risiko verbunden und sollte im
Einzelfall dem Kulturausschuss zur Entscheidung im Rahmen der Kulturförderung
vorgelegt werden.
Wie bereits eingangs
ausgeführt, schlägt die Verwaltung als konkrete monetäre Unterstützung vor, auf
die Zahlung der Nutzungsentgelte zu verzichten.
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Insgesamt stellen
die von der Verwaltung vorgeschlagenen Unterstützungsmöglichkeiten bereits eine
deutliche Entlastung für das Grenzlandtheater darf und sollten zumindest als
ersten Schritt umgesetzt werden.
Unter Produkt 0428101 SK 52811100 Aufwendungen Veranstaltungen (Tag des Ehrenamtes) und unter Produkt 11110701 Öffentlichkeitsarbeit, SK 52830100 Aufwendungen Gästebewirtung, Repräsentation und Geschenke stehen Mittel zum Erwerb von Eintrittskarten für das Grenzlandtheater zur Verwendung als Geschenke zur Verfügung.
Der Vorschlag, auf die Nutzungsentgelte künftig zu verzichten, würde zu Einnahmeverlusten führen bei Produkt 032170101 Gymnasium, SK 44110100 Mieten und Pachten in Höhe von 2.424 Euro im Jahr.
Bis auf die für die Schulhausmeister mit der Vor- und Nachbereitung der Veranstaltungen verbundenen Hilfen sind keine nennenswerten zusätzlichen Auswirkungen mit der Umsetzung der Beschlussempfehlungen verbunden.