Betreff
Aufführungen des Grenzlandtheaters in Eschweiler
Vorlage
292/19
Aktenzeichen
40
Art
Beschlussfassung öffentlich

Die Stadt Eschweiler unterstützt das Grenzlandtheater im Rahmen der Kulturförderung ab dem Haushaltsjahr 2020 in der Weise, dass entgegen des Ratsbeschlusses vom 13.3.2013 auf die Erhebung von Nutzungsentgelten zur Nutzung städt. Liegenschaften für Aufführungen des Grenzlandtheaters in städt. Liegenschaften komplett verzichtet wird.

 

Zum nächstmöglichen Zeitpunkt wird dem Grenzlandtheater als alternativer Spielstandort die Aula/das pädagogische Zentrum der Adam-Ries-Schule angeboten.

 

Darüber hinaus erklärt die Stadt Eschweiler sich bereit, Werbematerial für Veranstaltungen des Grenzlandtheaters zur Auslage und zum Aushang in städt. Einrichtungen zu verteilen.

 

Die Verwaltung wird im kleineren – im Sachverhalt näher beschriebenen Umfang - ab dem Jahr 2020 bedarfsorientiert  Kartengutscheine erwerben.

 

Die näheren Ausführungen im Sachverhalt dieser Verwaltungsvorlage werden zur Kenntnis genommen.


Das Grenzlandtheater Aachen hat den Kulturauftrag, attraktives Theater für die Bürgerinnen und Bürger in der StädteRegion Aachen und darüber hinaus anzubieten und erlebbar zu machen. Als Spielstätten werden neben dem eigenen Theater in Aachen in der Elisengalerie zudem Spielstätten in den einzelnen Städten der städteregionsangehörigen Städten und Gemeinden genutzt, meist in Schulen und im Kulturzentrum Frankental in Stolberg. Ein Theater kann i.d.R. nicht kostendeckend betrieben werden, zumal das Grenzlandtheater mit seiner hohen Auslastung  vergleichsweise geringe öffentliche Zuschüsse erhält.

 

Der kfm. Geschäftsführer Herr Fuchs und der Intendant Herr Brandt haben in der Bürgermeisterkonferenz am 29.8.2019 eine Auswertung der defizitären Situation bedingt durch die Bedienung der externen Spielorte (Abstecherspielorte) dargestellt. Der dazu vorgelegte verfasste Bericht ist als Anlage  beigefügt. Daraus geht hervor, dass die Theatereinnahmen auch in Eschweiler nach den aktuellen Zahlen der abgelaufenen Spielzeit 2018/19 unbefriedigend sind. Keine der acht Aufführungen waren kostendeckend. Das Defizit erreichte nach Ablauf der Spielzeit 2018/19 einen Betrag in Höhe von insgesamt 7.930 Euro. Das Grenzlandtheater alimentiert jede Aufführung mit durchschnittlich ca. 1.000 Euro.

 

Die Aufführungen des Grenzlandtheaters fanden zunächst über Jahre im Schulzentrum Stadtmitte (jetzige Adam-Ries-Schule), anschließend im Kino Primus-Palast und in der Festhalle Weisweiler statt. Im Jahre 2017 wurde die Stadt von dem Intendanten Herrn Brandt gebeten, wieder eine städt. Liegenschaft im Stadtzentrum als Spielort nutzen zu dürfen, da die Bedingungen für die Schauspieler im Kino unbefriedigend waren und die Festhalle von den Gästen nicht angenommen worden sei. Nachdem diverse Schulen und das Kulturzentrum angeboten wurden, entschied sich das Grenzlandtheater für die Spielstätte Aula des Städtischen Gymnasiums. Dieser Spielort wird seit Oktober 2017 in der Regel einmal monatlich genutzt.

 

Auf der Grundlage des Ratsbeschlusses der Stadt Eschweiler vom 13.3.2013 wird hierfür seitdem ein Nutzungsentgelt in Höhe von 250 Euro pro Nutzungstag zuzüglich einer je nach Jahreszeit (Heizperiode) abweichend festzusetzenden Personal- und Betriebskostenpauschale, insgesamt somit rund 300 Euro täglich in Rechnung gestellt. Insgesamt werden somit rund 2.424 Euro im Jahr vereinnahmt.

 

Schon bei den vorbereitenden Gesprächen zur Festsetzung der Nutzungsregularien wurde seitens des Grenzlandtheaters gewünscht, dass die Stadt beim Bühnenaufbau und –abbau durch Personalgestellung Unterstützung leistet und wenn möglich zusätzlich hierfür auch noch Schüler zum Einsatz kommen sollten. Zunächst wurde dem Grenzlandtheater auch zugesichert, dass für Auf- und Abbauarbeiten zwei Schulhausmeister und zwei Schüler/innen in Abstimmung mit der Schulleitung zur Verfügung gestellt werden. Es wurde allerdings darauf hingewiesen, dass die Stadt Schüler nicht zum Einsatz verpflichten kann und die Koordination der Schülereinsätze nur auf freiwilliger Basis über die Schulleitung erfolgen könne. Im Gegenzug sollte das Theater für jede Veranstaltung 40 kostenlose Plätze für den Literaturkurs respektive die TheaterAG des Gymnasiums kostenfrei zur Verfügung stellen.

 

In der Praxis zeigte sich schnell, dass der Schülereinsatz sich nicht umsetzen ließ. Die Unterstützung durch die Hausmeister ließ sich zunächst umsetzen, aber seit der Spielzeit 2019/20 (beginnend mit dem 30.09.2019) ebenfalls nicht mehr. Der Personalrat hat der dadurch hervorgerufenen Mehrarbeit für die Hausmeister nicht mehr zugestimmt, da zum einen die gesetzlich zustehenden Ruhezeiten zwischen Dienstende und Dienstbeginn dadurch nicht hätten eingehalten werden können. Außerdem käme der Einsatz der städt. Mitarbeiter für externe Veranstaltungen (Mieter) nach Auffassung des Personalrates einer Entleihung der Mitarbeiter gleich, so dass diese ursprünglich zugesagte Unterstützung durch die Stadt ab September 2019 unterbleiben musste.

 

Die Aula des Städt. Gymnasiums bietet auf der 2. Etage 307 Plätze, davon sind nur ca. 58 Plätze von Abonnenten belegt. Somit könnten ca. 249 Plätze im Freiverkauf angeboten werden. Mit Ausnahme des gut nachgefragten Musicals mit 271 Besuchern liegen die Besucherzahlen laut beigefügtem Bericht bei durchschnittlich unter 90 inklusive der Abonnenten. Der Spielort wird offensichtlich nicht gut angenommen. 

 

Aus Sicht des Grenzlandtheater bestehen bei den Kosten keine Einsparmöglichkeiten bis auf das Nutzungsentgelt für die Aula in Eschweiler, die aufgrund des genannten Ratsbeschlusses seitens der Verwaltung erhoben wird. Vor dem Hintergrund der defizitären Situation des Grenzlandtheaters und in Anbetracht dessen, dass die Nachbarkommunen bereits auf die Erhebung von Entgelten für Grenzlandtheateraufführungen verzichten, schlägt die Verwaltung vor, auch für Eschweiler auf die Erhebung der Nutzungsentgelte in diesem Fall zu verzichten.

 

Die Verwaltung schlägt vor, das Grenzlandtheater insofern finanziell zu unterstützen mit dem Ziel, für die Eschweiler Bürgern das kulturelle Angebot von Theateraufführungen vor Ort aufrechterhalten zu können.

 

Im Rahmen eines beim Bürgermeister geführten Gespräches mit dem Geschäftsführer und Intendaten des Grenzlandtheaters am 16.09.2019 wurde auch der Wechsel des Spielortes angesprochen mit dem Ziel, einen Spielort mit barrierefreien Zugang zu nutzen, um auch gehbehinderten Bürgerinnen und Bürgern den Besuch der Theateraufführungen zu ermöglichen. Die bestehenden Alternativen wurden auch im Rahmen einer anschließend durchgeführten Ortsbesichtigung zweier anderer Schulen vorgestellt. Das Grenzlandtheater hat nunmehr Interesse an einem Wechsel der Spielstätte zurück zur Adam-Ries-Schule bekundet. Seitens der Verwaltung bestehen keine Bedenken, dem Wunsch nachzukommen.

 

Im beigefügten Bericht werden diverse Maßnahmen zur Verbesserung der Einnahmen vorgeschlagen, die auf den Seiten 3-4 der Anlage dargestellt sind. Darauf wird im Folgenden eingegangen:

 

Zu 1.    Intensivierung der Werbung durch die Stadt Eschweiler durch finanzielle Beteiligung an den Kosten des    Werbematerials (Flyer, Spielpläne, Plakate):

 

Bisher hat die Stadt kein Werbematerial vom Theater zur Verteilung erhalten. Lediglich das Gymnasium als aktuelle Spielstätte hat Plakate erhalten.

Selbstverständlich wäre es umsetzbar, Flyer, Spielpläne und Plakate in öffentlichen Einrichtungen, wie VHS, Stadtbücherei, Rathaus, Bäder, Schulen und Kindergärten auszulegen oder aufzuhängen.

 

Eine finanzielle Beteiligung käme einer (weiteren) Subventionierung gleich und stellt eine freiwillige Leistung der Stadt dar. Da keine konkrete Summe hierfür erbeten wurde, wird von einer Pauschalförderung ausgegangen, die bis zur Höhe des bisher erzielten Defizits wahrscheinlich gerne gesehen würde.

 

Die Verwaltung schlägt vor, dass die Stadt sich zunächst auf die Verteilung des Werbematerials beschränkt und auf die Erhebung der Nutzungsentgelte verzichtet.

 

Zu 2.    Abnahme eines festen Kartenkontingents durch die Stadt

 

Es wurde der Vorschlag unterbreitet, dass die Stadt ein festes Kartenkontingent entgeltlich erwirbt, das dann bei städt. Veranstaltungen, Ehrungen, Jubiläen, Preisverleihungen pp. als Geschenke Verwendung findet. Bisher erhalten Bürgerinnen und Bürger ab dem 80. Lebensjahr, zur Goldhochzeit und anlässlich der Auszeichnung zu besonderen Verdiensten, wie am Tag des Ehrenamtes von der Stadt ein Geschenk überreicht. Anstelle dessen wäre auch die Ausgabe eines Gutscheins für Eintrittskarten beim Grenzlandtheater denkbar.

 

Wenngleich sich die Vertreter der Verwaltung in dem o.g. Gespräch hierfür zunächst offen zeigten, hat die im Anschluss durchgeführte verwaltungsinterne Prüfung gezeigt, dass der Bedarf hierfür sehr gering ist. Für die am Tag des Ehrenamtes zu ehrenden Persönlichkeiten wurden in 2016 Ehrengaben (Wappenteller) auf Vorrat gekauft, die noch für die nächsten Jahre ausreichen. Darüber hinaus erhalten die Musiker der städt. Musikschule, die am Tag des Ehrenamtes auftreten, bisher einen Barscheck, der natürlich in Gutscheine für das Grenzlandtheater umgewandelt werden könnte. Das wären dann maximal 5 Eintrittskarten bzw. Gutscheine im Jahr.

 

Die Altersjubilare erhalten frühestens zur Vollendung des 90. Lebensjahres ein Geschenk im Wert von 15 Euro und Ehejubilare erhalten zur Goldhochzeit ein Geschenk im Wert von 25 Euro, zur Diamantenen Hochzeit ein Geschenk im Wert von 50 Euro. Dabei besteht bisher die Wahlfreiheit zwischen Geldgeschenk und Blumen. Auch die Wertgrenzen sind aufgrund eines Ratsbeschlusses festgelegt. Mit Blick darauf, dass die Einzeltickets für das Grenzlandtheater aktuell 17,80 Euro kosten, lässt sich auch im Bereich der Alters- und Ehejubiläen kein Gutscheingeschenk für Veranstaltungen des Grenzlandtheaters umsetzen, ungeachtet dessen, ob Jubilare bei bestehender Wahlfreiheit Karten in Anspruch nehmen würden.

 

Übrig bleiben noch Geschenke für Schülerinnen und Schüler, die die musikalische Gestaltung der Gedenkfeier zum Volkstrauertag übernehmen. Für diesen Anlass wäre die Überreichung der Gutscheine denkbar. Hierfür kämen allerdings nur 1-2 Tickets im Jahr in Frage.  Insofern hat die Verwaltung aktuell keine Möglichkeiten, Kartenkontingente im nennenswerten Umfang zu nutzen. Es wird daher vorgeschlagen, die bestehenden Möglichkeiten im überschaubaren Rahmen zu nutzen, Karten bzw. Kartengutscheine für Veranstaltungen des Grenzlandtheaters als Geschenke zu erwerben, wohlwissend, dass dieser Erwerb nicht zu nennenswerten Reduzierungen des Defizits führen wird.

 

Zu 3.    Übernahme der Organisation und Verkauf der Eintrittskarten über die Stadt

 

Das Grenzlandtheater schlägt vor, die Verwaltung der Theateraufführungen in den städteregionseigenen Städten auf die jeweiligen Kulturämter oder Touristikämter zu übertragen, so dass dort die Organisation und der Kartenverkauf in Eigenregie der Städte erfolgen soll. Hiervon rät die Verwaltung zum einen aufgrund des damit verbundenen Aufwandes in Bezug auf Personal und Organisation (Buchungsaufwand) ab, zumal auch hier  eine vorherige Beteiligung des Personalrates erfolgen müsste. Die damit verbundene Mehrung von Aufgaben städtischer Bediensteter wäre mitbestimmungspflichtig nach LPVG.

 

Das schwerwiegendere Argument für die ablehnende Haltung der Verwaltung ist aber die damit hervorgerufene Übernahme einer neuen und verwaltungsfremden Aufgabe zugunsten Dritter. Das Grenzlandtheater würde gerne in diesem Kontext für die jeweilige Spielzeit einen Vertrag mit der Stadt über fest vereinbarte Summen für jede Aufführungen schließen, so dass das wirtschaftliche Risiko zu Lasten der Stadt ginge. Dies ist keine ureigene Aufgabe einer Kommune und würde auch einen Präzendenzfall hervorrufen für andere kulturtreibende Vereine und Institutionen, wie z.B. das Kulturzentrum Talbahnhof, dessen Betreiber auch eigenverantwortlich den Verkauf der Karten stemmen muss, oder auch andere Kulturbetreibende in der StädteRegion, wenngleich ausweislich der Ausführungen in dem als Anlage beigefügten Papier dieses Modell in Nachbarstädten praktiziert wird.

 

Zu 4.    Finanzierungsbeteiligung an den defizitären Kosten einzelnen Aufführungen

 

Soweit die künftigen Besucherzahlen nicht höher ausfallen und die Einnahmen nicht verbessert werden können, wünscht das Grenzlandtheater sich eine Finanzierungsbeteiligung an den defizitären Kosten einzelner Aufführungen.

 

Diesem Vorschlag pauschal zu folgen, ist mit hohem finanziellem Risiko verbunden und sollte im Einzelfall dem Kulturausschuss zur Entscheidung im Rahmen der Kulturförderung vorgelegt werden.

 

Wie bereits eingangs ausgeführt, schlägt die Verwaltung als konkrete monetäre Unterstützung vor, auf die Zahlung der Nutzungsentgelte zu verzichten.

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Insgesamt stellen die von der Verwaltung vorgeschlagenen Unterstützungsmöglichkeiten bereits eine deutliche Entlastung für das Grenzlandtheater darf und sollten zumindest als ersten Schritt umgesetzt werden.

 


Unter Produkt 0428101 SK 52811100 Aufwendungen Veranstaltungen (Tag des Ehrenamtes) und unter Produkt 11110701 Öffentlichkeitsarbeit, SK 52830100 Aufwendungen Gästebewirtung, Repräsentation und Geschenke stehen Mittel zum Erwerb von Eintrittskarten für das Grenzlandtheater zur Verwendung als Geschenke zur Verfügung.

Der Vorschlag, auf die Nutzungsentgelte künftig zu verzichten, würde zu Einnahmeverlusten führen bei Produkt 032170101 Gymnasium, SK 44110100 Mieten und Pachten in Höhe von 2.424 Euro im Jahr.

 


Bis auf die für die Schulhausmeister mit der Vor- und Nachbereitung der Veranstaltungen verbundenen Hilfen sind  keine nennenswerten zusätzlichen Auswirkungen mit der Umsetzung der Beschlussempfehlungen verbunden.