Betreff
Abfallvermeidung bei öffentlichen Veranstaltungen
Vorlage
029/19
Art
Beschlussfassung öffentlich

Die Verwaltung wird beauftragt, ein Konzept zur Vermeidung von Abfällen bei öffentlichen Veranstaltungen mit den notwendigen ordnungsrechtlichen Maßnahmen zu entwickeln und dieses den politischen Gremien zum Beschluss vorzulegen.

 


Der Rat der Stadt Eschweiler hat in seiner Sitzung am 18.12.2018 die erste Nachhaltigkeitsstrategie Eschweilers (VV 162/18) beschlossen und damit die Weichen für eine zukunftsweisende Entwicklung der Stadt gelegt. Sukzessive sollen die strategischen und operativen Ziele zur nachhaltigen Entwicklung in Eschweiler durch adäquate Maßnahmen umgesetzt werden.

Die Nachhaltigkeitsstrategie ist das Ergebnis eines gemeinsamen, von der Verwaltung initiierten Erarbeitungsprozesses, an dem die politischen Fraktionen im Rat der Stadt Eschweiler, die Wirtschaft und die Öffentlichkeit beteiligt waren (vgl. VV 165/16, VV 047/18, VV 162/18). Dieser Prozess wird weitergeführt, so dass regelmäßig die Zielvereinbarungen den aktuellen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklungen angepasst und entsprechende Maßnahmen daraus abgeleitet werden können. Ein ausführliches Handlungsprogramm für die nächsten Jahre wird derzeit erarbeitet und in Kürze den politischen Gremien zum Beschluss vorgelegt.

 

In der nun beschlossenen Nachhaltigkeitsstrategie wurde u.a. das strategische Ziel verankert:

 

„Im Jahr 2030 haben die verschiedenen institutionellen Akteure in Eschweiler gemeinsam mit den individuellen Konsumenten das Abfallaufkommen um die Hälfte verringert und die nicht vermeidbaren Abfälle weitestgehend einer hochwertigen Verwertung zugeführt.“

 

Um dieses Ziel zu erreichen bedarf es zahlreicher Maßnahmen zur Vermeidung und zur hochwertigen Verwertung („upcycling“) von Abfällen, die bereits jetzt in Angriff genommen werden müssen.

 

Grundsätzlich ist die Abfallvermeidung im Kontext der Abfallentsorgung das oberste Ziel. Trotzdem gelangen weltweit jährlich ca. 8 Mio. Tonnen Plastik ins Meer. Die Haupteinträge stammen unter Anderem aus kommunalen Abwässern und der illegalen Entsorgung in der Landschaft. Flüsse und Hochwasser tragen den schwimmenden Müll dann in die Ozeane.

Zwischenzeitlich ist Plastik selbst in den entlegensten Gebieten der Erde wie der Antarktis oder der Tiefsee zu finden.

Trotz unserer gut organisierten Abfallentsorgung in Deutschland gelangt auch bei uns Plastik auf die unterschiedlichste Weise in die Umwelt, in die Meere und damit letztendlich in den Nahrungskreislauf. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr alleine über den Rhein ca. 10 t Plastik ins Meer gelangt (Quelle: Deutschlandfunk Kultur).

Der sicherste Weg, den Plastikeintrag in die Umwelt zu verhindern, ist die Verwendung von nicht wiederverwendbarem Plastik zu vermeiden.

 

Um der zunehmenden Flut an Kunststoffabfällen, die auch in Eschweiler zu einer „Vermüllung“ der Landschaft und der Gewässer beitragen, zu begegnen, sind zahlreiche Aktionen notwendig, z.B. ein freiwilliger Verzicht auf Plastiktüten und die Erweiterung des Angebotes nicht verpackter Waren im Einzelhandel, ein Verzicht bzw. Verbot von Einwegprodukten (Becher, Teller, Besteck) bei öffentlichen Veranstaltungen in Eschweiler oder die Sensibilisierung der Bevölkerung durch öffentliche Kampagnen.

 

Große Mengen nicht verwertbarer Abfälle fallen in Eschweiler bei zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen an, z.B. beim Eschweiler Musik Festival EMF oder an den Karnevalstagen. Das seit Jahren bestehende, sinnvolle Verbot von Gläsern und Glasflaschen an Weiberfastnacht und Rosenmontag im Kernbereich der Innenstadt (§12 Eschweiler Straßenverordnung), welches auch bei anderen öffentlichen Veranstaltungen angewendet wird, hat zwar das Verletzungsrisiko deutlich gesenkt, jedoch zu einem enormen Abfallanfall durch die Verwendung von Einweg-Plastikbechern geführt. Unbestätigte Schätzungen gehen davon aus, dass z.B. an einem EMF-Wochenende auf dem Marktplatz bei insgesamt rund 10.000 Besuchern ca. 40.000 Einwegbecher und mehr anfallen. Neben der sinnlosen Verschwendung von Rohstoffen stellt dies auch ein grundsätzliches Abfallproblem dar, da diese Becher nicht recycelt werden (können) und sich viele dieser Becher zudem nach den Veranstaltungen auch außerhalb des Marktplatzes wiederfinden, z.B. in der Inde oder in den umliegenden Grünflächen.

 

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2019 der Kommunen mittlerer Größe muss Eschweiler seiner Verantwortung gerecht werden, und mit Nachdruck den Schutz der natürlichen Ressourcen, der Umwelt und des Klimas vorantreiben. Die Verwendung von Einwegprodukten wie Getränkebechern oder Plastikbesteck, insbesondere bei öffentlichen Veranstaltungen, trägt zu einer deutlichen Belastung der Umwelt durch Ressourcenverbrauch und Vermüllung der Landschaft bei und ist ohne Einschränkung vermeidbar. Zahlreiche Kommunen aber auch Großveranstalter und Fußballclubs gehen hier einen alternativen Weg und haben z.B. die Einweg-Plastikbecher verbannt und durch robuste, wiederverwendbare (Mehrweg-) Hartkunstoffbecher ersetzt.

Die Erfahrungen dieser Kommunen und Veranstalter zeigen, dass der organisatorische Mehraufwand überschaubar und die Mehrkosten durch die Beschaffung und das Spülen der Mehrwegbecher durch ein gezieltes Marketing zu kompensieren ist. Mit der Einführung eines solchen Mehrwegsystems bei öffentlichen Veranstaltungen in Eschweiler käme die Stadt ihrem Ziel, der Vermeidung von Abfällen und dem Schutz von Umwelt und Klima, ein ganzes Stück näher.

 

Diese Mehrwegbecher, die man mit einem entsprechenden Aufdruck, z.B. das Logo der Veranstaltung im Zusammenspiel mit der „Marke“ der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitskampagne, die aktuell entwickelt wird, versehen würde, wären sicherlich sehr begehrt und würden auch von den Gästen zu einem gegenüber dem Beschaffungspreis höheren Verkaufspreis erworben. Dadurch könnten die Gastronomen ihr finanzielles Risiko deutlich reduzieren.

Der Nutzen für die Umwelt, für das Ansehen der jeweiligen Veranstaltung sowie für das Image der Stadt als Preisträger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2019 wäre aber durch eine solche Aktion ungleich größer.

 

Um diese Aktion zur Einführung eines Mehrwegsystems sowie generell die Vermeidung von Abfällen bei öffentlichen Veranstaltungen nachhaltig sicherstellen zu können, beabsichtigt die Verwaltung, entsprechende Maßnahmen vorzubereiten, die ordnungsrechtlichen Möglichkeiten zu prüfen und diese den politischen Gremien zum Beschluss vorzulegen.

 

Vor dem Hintergrund der insgesamt angestrebten Sensibilisierung der Öffentlichkeit für dieses Thema sowie zur Erreichung der für eine dauerhaft erfolgreiche Umsetzung erforderlichen Akzeptanz und Unterstützung des neuen Müllvermeidungskonzeptes werden an dessen Gestaltung und Ausarbeitung insbesondere die Ausrichter von in Eschweiler regelmäßig stattfindenden (Groß-)Veranstaltungen (Kultur- und Brauchtumspflege, Karneval, EMF, Sportturniere u.ä.) beteiligt.

 


Keine

 


Das Projekt wird federführend von der Stabstelle Nachhaltige Entwicklung im Amt 61 betreut. Darüber hinaus bindet es personelle Ressourcen in den Fachämtern und Abteilungen 23, 30, 32 und 601.