Die Verwaltung wird
beauftragt, ein Konzept zur Vermeidung von Abfällen bei öffentlichen
Veranstaltungen mit den notwendigen ordnungsrechtlichen Maßnahmen zu entwickeln
und dieses den politischen Gremien zum Beschluss vorzulegen.
Der Rat der Stadt Eschweiler hat in seiner Sitzung am 18.12.2018 die
erste Nachhaltigkeitsstrategie Eschweilers (VV 162/18) beschlossen und damit
die Weichen für eine zukunftsweisende Entwicklung der Stadt gelegt. Sukzessive
sollen die strategischen und operativen Ziele zur nachhaltigen Entwicklung in
Eschweiler durch adäquate Maßnahmen umgesetzt werden.
Die Nachhaltigkeitsstrategie ist das Ergebnis eines gemeinsamen, von der
Verwaltung initiierten Erarbeitungsprozesses, an dem die politischen Fraktionen
im Rat der Stadt Eschweiler, die Wirtschaft und die Öffentlichkeit beteiligt
waren (vgl. VV 165/16, VV 047/18, VV 162/18). Dieser Prozess wird
weitergeführt, so dass regelmäßig die Zielvereinbarungen den aktuellen
wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklungen angepasst und
entsprechende Maßnahmen daraus abgeleitet werden können. Ein ausführliches
Handlungsprogramm für die nächsten Jahre wird derzeit erarbeitet und in Kürze
den politischen Gremien zum Beschluss vorgelegt.
In der nun beschlossenen Nachhaltigkeitsstrategie wurde u.a. das
strategische Ziel verankert:
„Im
Jahr 2030 haben die verschiedenen institutionellen Akteure in Eschweiler
gemeinsam mit den individuellen Konsumenten das Abfallaufkommen um die Hälfte
verringert und die nicht vermeidbaren Abfälle weitestgehend einer hochwertigen
Verwertung zugeführt.“
Um dieses Ziel zu erreichen bedarf es zahlreicher Maßnahmen zur
Vermeidung und zur hochwertigen Verwertung („upcycling“) von Abfällen, die
bereits jetzt in Angriff genommen werden müssen.
Grundsätzlich ist die Abfallvermeidung im Kontext der Abfallentsorgung
das oberste Ziel. Trotzdem gelangen weltweit jährlich ca. 8 Mio. Tonnen Plastik
ins Meer. Die Haupteinträge stammen unter Anderem aus kommunalen Abwässern und
der illegalen Entsorgung in der Landschaft. Flüsse und Hochwasser tragen den
schwimmenden Müll dann in die Ozeane.
Zwischenzeitlich ist Plastik selbst in den entlegensten Gebieten der Erde
wie der Antarktis oder der Tiefsee zu finden.
Trotz unserer gut organisierten Abfallentsorgung in Deutschland gelangt
auch bei uns Plastik auf die unterschiedlichste Weise in die Umwelt, in die
Meere und damit letztendlich in den Nahrungskreislauf. Es wird geschätzt, dass
jedes Jahr alleine über den Rhein ca. 10 t Plastik ins Meer gelangt (Quelle:
Deutschlandfunk Kultur).
Der sicherste Weg, den Plastikeintrag in die Umwelt zu verhindern, ist
die Verwendung von nicht wiederverwendbarem Plastik zu vermeiden.
Um der zunehmenden Flut an Kunststoffabfällen, die auch in Eschweiler zu
einer „Vermüllung“ der Landschaft und der Gewässer beitragen, zu begegnen, sind
zahlreiche Aktionen notwendig, z.B. ein freiwilliger Verzicht auf Plastiktüten
und die Erweiterung des Angebotes nicht verpackter Waren im Einzelhandel, ein
Verzicht bzw. Verbot von Einwegprodukten (Becher, Teller, Besteck) bei
öffentlichen Veranstaltungen in Eschweiler oder die Sensibilisierung der
Bevölkerung durch öffentliche Kampagnen.
Große Mengen nicht verwertbarer Abfälle fallen in Eschweiler bei
zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen an, z.B. beim Eschweiler Musik
Festival EMF oder an den Karnevalstagen. Das seit Jahren bestehende, sinnvolle
Verbot von Gläsern und Glasflaschen an Weiberfastnacht und Rosenmontag im
Kernbereich der Innenstadt (§12 Eschweiler Straßenverordnung), welches auch bei
anderen öffentlichen Veranstaltungen angewendet wird, hat zwar das Verletzungsrisiko
deutlich gesenkt, jedoch zu einem enormen Abfallanfall durch die Verwendung von
Einweg-Plastikbechern geführt. Unbestätigte Schätzungen gehen davon aus, dass
z.B. an einem EMF-Wochenende auf dem Marktplatz bei insgesamt rund 10.000
Besuchern ca. 40.000 Einwegbecher und mehr anfallen. Neben der sinnlosen
Verschwendung von Rohstoffen stellt dies auch ein grundsätzliches Abfallproblem
dar, da diese Becher nicht recycelt werden (können) und sich viele dieser
Becher zudem nach den Veranstaltungen auch außerhalb des Marktplatzes
wiederfinden, z.B. in der Inde oder in den umliegenden Grünflächen.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2019 der Kommunen
mittlerer Größe muss Eschweiler seiner Verantwortung gerecht werden, und mit
Nachdruck den Schutz der natürlichen Ressourcen, der Umwelt und des Klimas
vorantreiben. Die Verwendung von Einwegprodukten wie Getränkebechern oder
Plastikbesteck, insbesondere bei öffentlichen Veranstaltungen, trägt zu einer
deutlichen Belastung der Umwelt durch Ressourcenverbrauch und Vermüllung der
Landschaft bei und ist ohne Einschränkung vermeidbar. Zahlreiche Kommunen aber
auch Großveranstalter und Fußballclubs gehen hier einen alternativen Weg und
haben z.B. die Einweg-Plastikbecher verbannt und durch robuste, wiederverwendbare
(Mehrweg-) Hartkunstoffbecher ersetzt.
Die Erfahrungen dieser Kommunen und Veranstalter zeigen, dass der
organisatorische Mehraufwand überschaubar und die Mehrkosten durch die
Beschaffung und das Spülen der Mehrwegbecher durch ein gezieltes Marketing zu
kompensieren ist. Mit der Einführung eines solchen Mehrwegsystems bei
öffentlichen Veranstaltungen in Eschweiler käme die Stadt ihrem Ziel, der
Vermeidung von Abfällen und dem Schutz von Umwelt und Klima, ein ganzes Stück
näher.
Diese Mehrwegbecher, die man mit einem entsprechenden Aufdruck, z.B. das
Logo der Veranstaltung im Zusammenspiel mit der „Marke“ der Klimaschutz- und
Nachhaltigkeitskampagne, die aktuell entwickelt wird, versehen würde, wären
sicherlich sehr begehrt und würden auch von den Gästen zu einem gegenüber dem
Beschaffungspreis höheren Verkaufspreis erworben. Dadurch könnten die
Gastronomen ihr finanzielles Risiko deutlich reduzieren.
Der Nutzen für die Umwelt, für das Ansehen der jeweiligen Veranstaltung
sowie für das Image der Stadt als Preisträger des Deutschen
Nachhaltigkeitspreises 2019 wäre aber durch eine solche Aktion ungleich größer.
Um diese Aktion zur Einführung eines Mehrwegsystems sowie generell die
Vermeidung von Abfällen bei öffentlichen Veranstaltungen nachhaltig sicherstellen
zu können, beabsichtigt die Verwaltung, entsprechende Maßnahmen vorzubereiten,
die ordnungsrechtlichen Möglichkeiten zu prüfen und diese den politischen
Gremien zum Beschluss vorzulegen.
Vor dem Hintergrund der insgesamt angestrebten Sensibilisierung der
Öffentlichkeit für dieses Thema sowie zur Erreichung der für eine dauerhaft
erfolgreiche Umsetzung erforderlichen Akzeptanz und Unterstützung des neuen
Müllvermeidungskonzeptes werden an dessen Gestaltung und Ausarbeitung
insbesondere die Ausrichter von in Eschweiler regelmäßig stattfindenden
(Groß-)Veranstaltungen (Kultur- und Brauchtumspflege, Karneval, EMF, Sportturniere
u.ä.) beteiligt.
Keine
Das Projekt wird
federführend von der Stabstelle Nachhaltige Entwicklung im Amt 61 betreut.
Darüber hinaus bindet es personelle Ressourcen in den Fachämtern und
Abteilungen 23, 30, 32 und 601.