Betreff
Verkehrskonzept Hehlrath
Vorlage
520/14
Art
Beschlussfassung öffentlich

Das Ergebnis der Untersuchung wird zur Kenntnis genommen.

 

Die Verwaltung wird beauftragt, das Ergebnis der Verkehrserhebung und die möglichen Handlungsoptionen in einer Bürgerversammlung zu präsentieren.


 

 

 

1.       Veranlassung

 

Aus der Bevölkerung und der Politik wurde im Jahr 2014 mehrfach die Forderung laut, die Verkehrssituation im Stadtteil Hehlrath mit dem Ziel einer Verkehrsberuhigung zu verändern. Von den Anwohnern wurde angeführt, dass erhebliche Verkehrsmengen über das Straßennetz des Stadtteils abgewickelt werden. Insbesondere in den Verkehrsspitzen sei ein merklicher Anteil an Durchgangsverkehren auszumachen, da Fahrzeuge aus den benachbarten Stadtteilen Kinzweiler und St. Jöris auf ihrem Weg Richtung Eschweiler (bzw. Dürwiß, Weisweiler) aufgrund des Rückstaus an der Lichtsignalanlage Wardener Straße / Rue de Wattrelos durch Hehlrath fahren würden, um schneller zur Autobahn zu gelangen.

 

Der Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss befasste sich mit dem Thema in seiner Sitzung am 22.05.2014 auf Antrag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen vom 02.05.2014 zum Bürgerantrag zur Verkehrsberuhigung Velauer Straße / An der Fauch vom 25.04.2014 und fasste den Beschluss, die Verwaltung mit der Durchführung einer Versammlung zum Thema “Verkehrssituation Hehlrath“ zu beauftragen. Ferner sollte ein Verkehrsplaner im Vorfeld beauftragt werden, um bei der Versammlung erste Ergebnisse präsentieren zu können.

 

Nach ersten vereinzelten Querschnittszählungen und verschiedenen verwaltungsinternen Abstimmungen wurde schließlich Anfang Dezember 2014 eine Verkehrserhebung durch das Ingenieurbüro Helmert, Aachen durchgeführt, die Aufschluss über den Durchgangsverkehr geben sollte.

 

 

 

2.       Ausgangssituation

 

Das öffentliche Straßennetz Hehlraths weist enge dörflich geprägte Straßen auf. In der Vergangenheit wurden aufgrund dieser räumlichen Enge einzelne Straßen als Einbahnstraßen beschildert, da in verschiedenen Straßenabschnitten eine Begegnung von Fahrzeugen nicht möglich ist.

 

Bei näherer Betrachtung des Straßennetzes Hehlraths sind die Kinzweilerstraße, Velauer Straße, Oberstraße und die Straße Auf dem Felde als dörfliche Erschließungsstraßen auszumachen. Gemäß den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt 06) werden sie charakterisiert durch eine ländlich geprägte Bau- und Siedlungsstruktur mit einem sehr weiten Spektrum an Straßenraumbreiten. Die üblichen Verkehrsstärken betragen auf Straßen dieses Typs zwischen 200 und 1.000 Kfz/h.

 

 

 

3.       Verkehrserhebung

 

In der Straße „ Auf dem Felde“ wurde zwischen 01.12.2014 und 08.12.2014 eine Dauerzählstelle eingerichtet. Gut zu erkennen ist in der Wochenganglinie (Abb. 1) die über die Werktage wiederkehrende Entwicklung der Verkehrsmengen über den Tag mit einer klaren Spitze am Vormittag, gefolgt von einem „Sattel“ während der Mittagsstunden hin zu einer Nachmittagsspitze, die allerdings weniger ausgeprägt ist, als die des Vormittags. Die mehr als doppelt so hohe Spitze im Donnerstagvormittag ist mit einem schweren Verkehrsunfall auf der BAB A 4 im Autobahnkreuz Aachen begründet. Hier wurde eine Vollsperrung der Autobahn ab der AS Eschweiler-West in Fahrtrichtung Heerlen eingerichtet, die erst gegen 09:15 Uhr aufgehoben wurde. In der Folge waren auf der Rue de Wattrelos lange Staus und es steht zu vermuten, dass die Fahrzeuge, die dann „Auf dem Felde“ detektiert wurden, diesen Staus auszuweichen versuchten.

 

Abb.1: Wochenganglinie Verkehrsmengen „Auf dem Felde“

 

Bereits im Sommer 2014 wurde an verschiedenen Straßen Hehlraths mittels einer automatischen Zähleinrichtung die Verkehrsmenge erhoben. Es wurden die Verkehrsmengen getrennt nach ihren Fahrtrichtungen in den Zeiträumen 07:00 – 10:00 Uhr und 15:00 – 18:00 Uhr erfasst. Die Spitzenstundenbelastung des Straßenquerschnittes ist in der folgenden Grafik dargestellt.

 

Abb.2: Übersichtskarte Verkehrsmengen Morgenspitze

 

Da sich bei der Erfassung der Verkehrsmengen auf den Zufahrtsstraßen zeigt, dass die Verkehrsbelastungen noch unterhalb den seitens der o. g. Richtlinie als üblich zu betrachtenden Werte liegen, wurde von einer weitergehenden Betrachtung des untergeordneten Straßennetzes abgesehen. Anhand dieser Daten konnte jedoch noch kein Rückschluss auf etwaige Durchgangsverkehre gezogen werden.

 

Die im Dezember 2014 durchgeführte Kennzeichenerfassung[1] an der Oberstraße, Kinzweilerstraße und „Auf dem Felde“ weist mengenmäßig vergleichbare Zählergebnisse mit der Erhebung aus dem Sommer auf. Die Auswertung der Kennzeichen zeigt in der Morgenspitze einen Durchgangsverkehrsanteil in Höhe von 14 %. Im Nachmittag konnte Durchgangsverkehr mit einem Anteil von 11 % des Gesamtverkehrs erkannt werden. Dabei nehmen die Durchgangsverkehre unterschiedliche Wege.

 

Abb.3: Verkehrsverflechtungen (DV), Kfz-Fahrten 07.00 – 10.00 Uhr

 

In der Morgenspitze dominiert die Fahrtrichtung West -> Ost mit 101 Fahrten in 3 Stunden gegenüber 28 Fahrten in Gegenrichtung. Von den Fahrten West -> Ost entfallen ¾, sprich 75 Fahrten auf die Zufahrt Kinzweilerstraße, ¼ sind über die Oberstraße eingefahren. In der Nachmittagsspitze zeigt sich ein anderes Bild.

 

Abb.4: Verkehrsverflechtungen (DV), Kfz-Fahrten 15.00 – 19.00 Uhr

 

Hier zeigen sich die Durchgangsverkehrsmengen West -> Ost (57 Fahrten) wie in Ost -> West (74 Fahrten) auf ähnlichem Niveau. Die deutlichste Verkehrsbeziehung ist zwischen „Auf dem Felde“ (einfahrend) und Oberstraße (ausfahrend).

 

Für einzelne Zählstellen ist mit bis zu 36 % am jeweiligen Erhebungsort auf den ersten Blick der Durchgangsverkehr zwar bedeutsam und wird von den Anliegern entsprechend auch als Fremdverkehr wahrgenommen. Bezogen auf die Summe aller Fahrten in Hehlrath relativiert sich dieser Wert allerdings, da deren Niveau insgesamt als gering zu bewerten ist.

 

Neben der Erfassung der Durchgangsverkehre erlaubt die Auswertung der Kennzeichenerfassung auch eine Einschätzung der Quell- und Zielverkehre. In den Abbildungen 5 und 6 ist für die beiden Betrachtungszeiträume getrennt dargestellt, wie sich die verkehrliche Belastung der drei Stadtteilzufahrten derzeit darstellt. Es zeigt sich, dass in den Morgenstunden (vgl. Abb. 5) der Quellverkehr Hehlraths in der Hauptsache über die Straße „Auf dem Felde“ auf das übergeordnete Straßennetz fährt.

 

Abb. 5: Quell- und Zielverkehre, Kfz-Fahrten 07.00 – 10.00 Uhr

 

 

In der Nachmittagszeit wird aus Abb. 6 deutlich, dass sich die Zielverkehre anders auf die Zufahrten verteilen. Dies dürfte in den Restriktionen verschiedener Fahrbeziehungen im Stadtteil begründet sein. Aufgrund der diversen Einbahnstraßenregelungen dürften verschiedene Fahrer gezwungen sein – anders als am Vormittag – den Stadtteil über die Wardener Straße zu umfahren, um dann von der Westseite her ihr Ziel zu erreichen.

 

Abb. 6: Quell- und Zielverkehre, Kfz-Fahrten 15.00 – 19.00 Uhr

 

 

4.       Verkehrskonzeption

 

Eine nähere Betrachtung des Straßennetzes von Hehlrath zeigt hinsichtlich des dörflichen Straßennetzes am südlichen Ortsrand eine strukturelle Schwäche in Nord-Süd-Richtung. Weder die Kreuzstraße, noch die Straße „An der Fauch“ haben für die Quell- und Zielverkehre geeignete Straßenräume, die hier auf dem Weg zum süd-östlichen Ortsausgang geführt werden. Aufgrund der baulichen Situation sind die bestehenden Straßenquerschnitte nicht zu vergrößern. Es bleiben Möglichkeiten, betroffene Straßen durch Verlagerung der Verkehre zu entlasten. Diese werden im Folgenden aufgeführt, in Abb. 7 sind sie zur Veranschaulichung in einem Lageplan dargestellt:

 

 

4.1.    Osttangente - Bau einer Straße entlang der westlichen Grundstücksgrenze der Fa. Toyota Kochs zwischen der Straße „Auf dem Felde“ und der Velauer Straße


Eine Osttangente würde den Lückenschluss bilden und eine Ortsdurchfahrt über die Straßen Kinzweilerstraße – Velauer Straße – Planstraße – Auf dem Felde ermöglichen. Grundsätzlich gilt es allerdings zu bedenken, dass eine solche dann leistungsfähige Achse weitere Verkehre in die Ortslage führen wird, ferner ist die Verkehrsführung entlang des Spielplatzes ungünstig.
Straßenplanerisch sind die folgenden Aspekte zu erwähnen: Die Wegeparzelle weist im südlichen Abschnitt eine Breite von 6 m auf. Ein Straßenquerschnitt mit einseitigem Gehweg beansprucht ein Mindestmaß von 8 m (5,5 m Fahrbahn und 2,5 m Gehweg). Die Realisation hängt somit von einem Grunderwerb auf den benachbarten östlichen Parzellen ab. Der westlich entlang der Wegeparzelle verlaufende Grubenrandkanal stellt aufgrund seines Gewässerstatus ebenfalls ein Planungshindernis dar. Neben den planerischen Problemen stellt auch der finanzielle Aufwand für die Realisierung vor dem Hintergrund der städtischen Finanzlage eine große Hürde dar. Allein für den Planungsvorlauf – für die Maßnahme dürfte ein Bebauungsplan bzw. eine Planfeststellung erforderlich werden – ist von einem Zeitraum von mindestens 2 Jahren auszugehen. Die rd. 260 m lange Osttangente wird, ohne näheres Wissen um kostenrelevante Faktoren wie Baugrund, Gewässerschutz etc. Baukosten in Höhe von rd. 250.000 € verursachen. Aufgrund des Fehlens einer Bebauung ist auch keine Abrechnungsmöglichkeit nach BauGB gegeben; die Stadt hätte die Kosten selbst zu tragen.



Abb.7: Übersicht Lösungsvorschläge

 

 

4.2.    Südtangente – Vollausbau der Straße „An der dem Felde“ zwischen Wardener Straße und Kreuzstraße

Die Südtangente bildet einen im Sinne der Verkehrsplanung leistungsfähigen Netzschluss zwischen den beiden Straßen des übergeordneten Netzes, der Wardener Straße im Westen und der L238 – Rue de Wattrelos im Osten. Die in der Verkehrsuntersuchung ausgewiesenen Durchgangs-, Quell- und Zielverkehre, die über die östliche Zufahrt in den Stadtteil ein- und ausfahren, werden sich auf diese Tangente verlagern. Wegemäßig mag hier zwar für die Fahrer kein Vorteil auszumachen sein, allerdings werden die Fahrzeit und der Komfort – hier sind deutlich weniger Abbiegevorgänge zu vollziehen – den Ausschlag geben. Auch für diese Lösung gilt, dass attraktive (neue) Wegebeziehungen weitere Verkehre anziehen werden.
Für die Realisierung wird auch hier ein Grunderwerb notwendig, da die heutige Straßenparzelle sich zum westlichen Ende hin auf rd. 5,2 m verjüngt. Am Südrand befindet sich unmittelbar entlang der Straßenparzelle das Hehlrather Fließ. Aufgrund des Gewässerstatus werden hier ggf. Maßnahmen zum Schutz ergriffen werden müssen. Auch bei dieser Möglichkeit ist von einem umfangreichen zeitlichen Vorlauf (mind. 2 Jahre) für die Aufstellung eines Bebauungsplans bzw. für die Planfeststellung auszugehen. Baukosten sind in Höhe von ca. 280.000 € für die rd. 350 m lange Straße zu erwarten.

4.3.    Sperrung „An der Fauch“

Aus Kostensicht stellt eine Sperrung der Straße „An der Fauch“ für den Kfz-Verkehr eine vergleichsweise günstige Lösung dar. Sie verhindert die festgestellten Durchgangsverkehre am Vormittag. Allerdings sind von dieser Regelung auch Teile des Quell- und Zielverkehrs betroffen. Diese werden sich dann vom Fahrziel abhängend auf andere Straßen im Stadtteil verlagern. Insbesondere die Wohnbebauung an der Straße „Auf dem Felde“ ist durch diese Regelung nicht mehr von der Ortsmitte aus direkt anfahrbar. Die vormittäglichen Quell- und Durchgangsverkehre, die bisher über die Straßen „An der Fauch“ und „Auf dem Felde“ den Stadtteil verließen, werden nunmehr (mit Ausnahme der Quellverkehre der Straße „Auf dem Felde“ selbst) über die Wardener Straße Richtung Süden fahren (müssen). Die dortige Lichtsignalanlage ist für Mehrverkehre allerdings nicht ausreichend leistungsfähig. Eine Verlängerung der Grünzeit kann hier nicht eingeräumt werden, da die verkehrliche Bedeutung der Anschlussstelle selbst und die der Rue de Wattrelos überwiegt. So bliebe noch die Möglichkeit über die Wardener Straße Richtung Norden und dort weiter über die Mariadorfer Straße und dann weiter auf der Rue de Wattrelos Richtung Süden zu fahren, was allerdings einen erheblichen Umweg darstellt. Daher steht zu vermuten, dass die Sperrung der Straße „An der Fauch“ zusätzliche verbotswidrige Fahrten auf dem unter Pkt. 4.1 beschriebenen Weg generiert. Dies dürfte zu Konfliktsituationen mit dem dort gestatteten Nutzerkreis führen.
Für die Aufstellung der erforderlichen Verkehrsschilder und zwei Absperrschranken werden rd. 2.000,00 € benötigt.



5.       Lösungsvorschlag

Die unter 4.1 und 4.2 aufgeführten Handlungsoptionen besitzen Nachteile unterschiedlicher Art. Die beiden „großen“ Lösungen scheiden auf absehbare Zeit aufgrund fehlender Finanzen aus. Der enorme zeitliche Vorlauf für die Planung erlaubt auch keine ad hoc Verbesserung für die Anlieger. Die Handlungsoptionen von Punkt 4.3 stellen lediglich eine kleinsträumige Verbesserung der Verkehrssituation für die unmittelbar Betroffenen dar. Die als problematisch empfundenen Verkehre werden dann aber nur verlagert und es steht zu vermuten, dass sich an anderer Stelle Probleme einstellen werden.

Seitens der Verwaltung wird daher empfohlen an der Ist-Situation keine Änderung vorzunehmen.

 

Dem Wunsch des Planungs-, Umwelt- und Bauausschusses folgend, wird die Verwaltung eine Bürgerversammlung zu dem Thema abhalten.

 



[1] Kennzeichenerfassung:
An verschiedenen Zählstellen wird zeitgleich richtungsscharf der Verkehr anhand der Fahrzeug-Kennzeichen erfasst und mit einem Zeitstempel versehen. Durch den Abgleich der Zählstellen werden die Durchgangsverkehre erkannt. Mit dem Wissen um die erforderliche Fahrzeit zwischen zwei Zählstellen, lässt sich auch erkennen, ob sich Fahrzeuge mit oder ohne Halt zwischen zwei Zählstellen bewegten.


Die Kosten für die vorliegende Verkehrsuntersuchung betragen 4.403,00 €, die hierfür erforderlichen Mittel wurden im letzten Jahr bei Produktsachkonto 12 541 01 01 / 52910000 außerplanmäßig zur Verfügung gestellt. Für die bestehende Zahlungsverpflichtung wurde im Rahmen des Jahresabschlusses 2014 eine entsprechende Rückstellung gebildet.

 

Die Präsentation der Verkehrsuntersuchung in der Bürgerversammlung durch das beauftragte Ingenieurbüro wird  400,00 € kosten. Die erforderlichen Mittel sind außerplanmäßig zur Verfügung zu stellen. Die Deckung dieser außerplanmäßigen Aufwendung wird innerhalb des Budgets 2015 gewährleistet.

 


Die Verkehrserhebung und die Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen werden durch 660 betreut.