1.) Die Beteiligung
von Jugendlichen in der Vorbereitung von politischen Beschlüssen und der Dialog
zwischen den Jugendlichen, den Vertretern der Ratsfraktionen sowie Vertretern
der Verwaltung sind in Eschweiler aktuell sehr gut ausgeprägt.
2.) Der Antrag der
CDU-Fraktion vom 08.06.2016, ein zusätzliches Jugendgremium zu installieren,
wird daher zunächst zurückgestellt und das Thema von der Verwaltung im letzten
Quartal 2017 erneut aufgegriffen.
Mit Schreiben vom 08.06.2016 bittet die CDU-Stadtratsfraktion die
Verwaltung um Prüfung der Umsetzungsmöglichkeiten zur Etablierung eines
Jugendgremiums bei der Stadt Eschweiler (Anlage).
Das Anliegen, ein Jugendgremium oder ein Jugendparlament bei der Stadt
Eschweiler zu implementieren, wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach von
verschiedenen Stadtratsfraktionen an die Verwaltung herangetragen.
In der aktuellen Ausgabe des „Jugendhilfereport“ - 03/16/Herausgeber LVR
- wird u.a. für eine eigenständige und
einmischende Jugendarbeit vor Ort geworben. Mitwirkungs- und
Mitbestimmungsmöglichkeiten für junge Menschen sind für eine einmischende
Jugendpolitik zentrale Ansatzpunkte. Methodisch kann dies sowohl über statische
Gremien oder Foren wie z.B. Kinder- und Jugendparlamente, aber auch über
gezielte Konzepte und Projekte der örtlichen Kinder- Jugendarbeit umgesetzt
werden.
Auf kommunaler Ebene, wo die Lebensbedingungen von jungen Menschen
unmittelbar ausgestaltet werden, ist die Grundlage zur Stärkung der Kinder- und
Jugendbeteiligung der kommunale Kinder- und Jugendförderplan. (vgl. VV 338/15)
Zur Abwägung der
o.g. methodischen Ansätze wird im Folgenden der Stand der
Jugendbeteiligung/Partizipation in Eschweiler dargestellt.
Jugendbeteiligung in
Eschweiler
Seit dem Jahr 2000 findet in regelmäßigen Abständen die
Bürgermeistersprechstunde für Schülervertreterinnen und Schülervertreter der
weiterführenden Schulen aus Eschweiler statt. In diesem Rahmen nutzen viele Jugendliche die Gelegenheit dem
Bürgermeister persönlich ihre Anliegen, Fragen oder Anregungen zu unterschiedlichen
Jugend-, Schul- oder Stadtthemen vorzutragen.
Mit der Einrichtung einer zusätzlichen Stelle der Mobilen Jugendarbeit im
Jahr 2003 wurde u.a. das Ziel verfolgt, die partizipative Kinder- und
Jugendarbeit zu stärken und mehr Unterstützung bei der Artikulation der Kinder-
und jugendspezifischen Interessenlagen für die Zielgruppen leisten zu können.
Seitdem sind zahlreiche Projekte im Sinne einer wirksamen und wertschätzenden
Jugendbeteiligung zu unterschiedlichen jugendpolitischen Themen und Projekten
in Eschweiler umgesetzt worden. Bis heute ist die Arbeit der Mobilen
Jugendarbeit des Jugendamtes der Stadt Eschweiler landesweit ein viel beachtetes Gesamtprojekt.
Darüber hinaus wurde die Stadt Eschweiler im Jahr 2013 eine von fünf
Modellkommunen für Jugendpartizipation
in der StädteRegion Aachen. In enger Zusammenarbeit mit dem Bildungsbüro der
StädteRegion Aachen wurde in Eschweiler die Arbeitsgruppe „Jugendpartizipation“
ins Leben gerufen. An der AG „Jugendpartizipation“ nehmen zum aktuellen
Zeitpunkt 16-18 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 21 Jahren
teil. Im Abstand von ca. 6 Wochen finden die Treffen im städtischen Jugendtreff
„Check In“ statt. Die Teilnahme ist freiwillig und für alle Jugendliche aus
Eschweiler zugänglich.
Das erste Projekt der AG „Jugendpartizipation“ - „DAS
GEHT- Dialog zwischen Jugend und Politik“
- wurde im Mai 2014 im Vorfeld
der Kommunalwahlen in Eschweiler erfolgreich und mit großer Beteiligung
durchgeführt. Die Veranstaltung gliederte sich in drei unterschiedliche
Abschnitte. Die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen aus
Eschweiler konnten unter anderem an Workshops wie „Datenschutz- Du bist
(mit)verantwortlich“, „Rechtsextremismus in der Region und was man dagegen tun
kann“ oder „Pimp my Town! – Was habe ich meiner Stadt zu sagen“ teilnehmen.
Zudem wurde ein „Markt der Möglichkeiten“ im City Center aufgebaut, der als Austausch-
und Informationsforum diente. Hier konnten u.a. Jugendverbände und
Jugendorganisationen, politische Organisationen, Hilfsorganisationen etc. sich
und ihre Arbeit vorstellen und mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen.
Abgerundet wurde die Veranstaltung mit der Diskussionsplattform „Arena“, bei
der die Bürgermeisterkandidaten den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort
zu ihren Fragen und Anregungen, die sie teilweise in den Workshops erarbeitet
hatten, standen.
Des Weiteren organisiert die AG Jugendpartizipation seit dem Jahr 2014 1x
jährlich das Projekt „Food & Talk“. Bei dieser Veranstaltung wird der
Dialog zwischen Jugend und Politik in Eschweiler besonders gefördert. In lockerer Atmosphäre und einem „3-Gang
Menü“ haben die Jugendlichen und die Kommunalpolitiker die Gelegenheit nicht
nur jugendpolitische Themen miteinander zu besprechen. Sowohl die Jugendlichen als auch die Politiker profitierten
von dem Dialog. Vorurteile oder Meinungen zu relevanten Themen konnten durch
die direkte Kommunikationen abgebaut bzw. weiterentwickelt und neue Ideen oder
Verbesserungsvorschläge seitens der Jugendlichen direkt an die Politik
herangetragen werden.
Ein weiteres Projekt, um Jugendliche an die Kommunalpolitik in Eschweiler
heranzuführen, wurde im Jahr 2015 erstmals umgesetzt: das sogenannte
„KidS-Projekt“ - Kommunalpolitik in der Schule - .
In diesem Projekt hatten Schülerinnen und Schüler der weiterführenden
Schulen aus Eschweiler die Möglichkeit für sieben Wochen einen Einblick in die
Kommunalpolitik zu erhalten. Ratsmitglieder stellten sich freiwillig für die
Zeit des Projektes als Mentoren zur Verfügung. Während des Projektes erklärten
die Mentoren den Schülerinnen und Schüler, die mit ihrem politischen Amt
verbundenen inhaltlichen Zusammenhänge, nahmen mit ihnen gemeinsam an
Fraktionssitzungen, an den öffentlichen Teilen von Ausschusssitzungen und an
Terminen teil und stellten notwendige Unterlagen zur Verfügung. Die
Schülerinnen und Schüler organisierten gemeinsam mit den Mentoren die Zusammenarbeit
in eigener Verantwortung, gegebenenfalls mit Unterstützung der Verwaltung. Für
2017 ist seitens der Verwaltung eine Fortführung in Vorbereitung.
Schlussbetrachtung:
Die dargestellten methodischen Ansätze der themen- und projektorientierte
Partizipation für Jugendliche in Eschweiler
haben sich in den vergangenen Jahren sehr bewährt und sollten aus Sicht
der Verwaltung beibehalten werden. Mit dieser Form der Jugendpartizipation im
Rahmen Mobiler und Offener Jugendarbeit konnten bzw. können viele Jugendliche
in Eschweiler erreicht werden. Unverändert ist festzustellen, dass Jugendliche
sich für zwar ihre eigenen Belange motivieren und aktivieren lassen, dies
jedoch zumeist vorzugsweise temporär in Form von themen-, bzw. anlassbezogener
Projektarbeit. Dies entspricht auch den altersbedingten häufig wechselnden
Interessenslagen der Zielgruppen. Durch das gemeinsame Planen, Handeln und
Mitbestimmen bei zeitlich und thematisch eingegrenzten Projekten fühlen sich
die Jugendlichen ernst genommen und entwickeln dadurch eine höhere
Identifikation mit ihrer direkten Umgebung und letztlich mit ihrer Stadt und
können langfristig politisches Interesse entwickeln.
Mit den v.g. Projekten die im Rahmen Mobiler und Offener Jugendarbeit
stattfinden, ist eine Beteiligungsform und politisches Engagement in Eschweiler
für Jugendliche entwickelt worden, die sowohl freiwillig als auch zeitlich für
die Jugendlichen begrenzt ist und ihnen in Zeiten von G8, Ganztagsbeschulung
etc. sehr entgegenkommt.
In 2017 stehen die Wahlen zum Landtag und zum Bundestag an. Neben dem
schon genannten „KidS-Projekt“ und den weiteren Ansätzen wird durch die Mobile
und Offene Jugendarbeit auch hier wieder in geeigneter Projektform versucht
werden, relevante Themen aus der Sicht der Interessenslagen der Zielgruppen
aufzugreifen. Die Verwaltung schlägt vor, unter Einbezug der dann weiteren
Erfahrungen im 3.Quartal 2017 das Thema nochmals aufzugreifen und dem Ausschuss
zur Beratung vorzulegen.
Gleichwohl wird schon jetzt darauf hingewiesen, dass die Ergänzung der
partizipativen Elemente in der Kinder- und Jugendarbeit durch die strukturierte
Einbindung eines Jugendgremiums erheblich personal- und kostenintensiv ist. Um
eine kontinuierliche Arbeit eines Jugendgremiums, was durchaus als Ergänzung
oder Erweiterung der bisherigen Arbeit angesehen werden könnte, sicherstellen
zu können, ist die fachliche und persönliche Begleitung der Kinder und
Jugendlichen zwingend erforderlich. Eine alternative Betrachtung der bisherigen
erfolgreichen Partizipationsstrukturen zur Einführung eines Jugendgremiums kann
von der Verwaltung nicht empfohlen werden.
Keine
Keine