Der Sozial-und
Seniorenausschuss nimmt die Ausführungen zur Kenntnis und fasst den Beschluss,
dass das Betreuungskonzept für die städtische Notunterkunft wohnungsloser
Menschen in der Grachtstraße 14/16 schnellstmöglich gemäß den Vorgaben der
Vorlage eingeführt und umgesetzt wird.
Der Rat nimmt die
Anpassung der Betriebsabläufe zur Kenntnis und beschließt:
- Die Einrichtung einer zusätzlichen Personalstelle
„Hausleitung Grachtstraße“.
- Die Fortführung des tagesstrukturierenden Projektes
Querbeet für zwei Jahre.
- Die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes täglich von
18,00 h – 22 h.
- Die Einrichtung eines Hintergrundbereitschaftsdienstes auf
den Weg zu bringen.
- Die Einrichtung einer Videobeobachtung auf den Weg zu
bringen.
Die Unterkunft für alleinstehende
Wohnungslose in der Grachtstr. 25/ 27 ist baulich abgängig und musste
sukzessive freigezogen werden. Ein Ersatzbau wird vor der ehemals von
geflüchteten Familien bewohnten Container-Anlage in der Grachtstr. 14/ 16
errichtet. Seit dem 01.03.2025 sind die ca. 50 Wohnungslosen bis zum Neubau der
Unterkunft in den Wohncontainern untergebracht. Diese beengte und räumlich
nicht auf die Bewohnerschaft abgestimmte Form der Unterbringung stellt für die
Zielgruppe eine Herausforderung dar.
Gemäß § 14 OBG besteht eine kommunale
Verpflichtung zur Unterbringung von von Obdachlosigkeit bedrohten Personen
unabhängig von der jeweiligen Lebenssituation. Die derzeitige Belegung der
Unterkunft Grachtstraße entspricht der üblichen Zusammensetzung von
alleinstehenden Personen in städtischen Notunterkünften. Die Zusammensetzung
der Bewohnerschaft ist nicht homogen. Laut Einschätzung der Ordnungs- und
Sicherheitsbehörden sowie dem Allgemeinen Sozialen Dienst entspricht die
Bewohnerschaft und die Auffälligkeiten (Meldungen und Einsatzgeschehen) dem in
Wohnungslosenunterkünften üblichen Rahmen. Auch ist die Situation seit Jahren
unverändert. Eine Verschlechterung ist nicht fest zu stellen. Es sind Menschen
mit verschiedenen sozialen, medizinischen wie auch wirtschaftlichen
Hintergründen (Alter, Geschlecht, psych. Belastungen, sex. Orientierung,
wirtschaftliche Situation etc.) untergebracht. Einige stehen unter gesetzlicher
Betreuung. Die Lebenssituationen der untergebrachten wohnungslosen Personen sind
komplex, viele haben in der Vergangenheit Schicksalsschläge erlitten. Die
Menschen, die dem sozialen Phänomen der Wohnungslosigkeit zugerechnet werden,
sind multiplen Problemlagen und Faktoren ausgesetzt, wie z.B. Wohnungsverlust,
Verlust der Arbeitsstelle, Verlust privater Beziehungen, Überschuldung, enorme
psychische Belastungen, psychische Erkrankungen, Suchterkrankungen. Damit
einhergehend sind zum Teil in Einzelfällen stark ausgeprägte
Verwahrlosungstendenzen. Diese Belastungen verstärken einander und führen
häufig in die tatsächliche Obdachlosigkeit (Leben auf der Straße). Durch eine
engmaschige soziale Betreuung soll dieser Teufelskreis durchbrochen und der
Klient stabilisiert werden.
Aufgrund der vorstehenden Gemengelage
hat der Sozial- und Seniorenausschuss im Herbst 2023 beschlossen, für die Dauer
der Container-Unterbringung eine Sozialbetreuung einzurichten. Hierzu musste
ein europaweites Ausschreibungsverfahren durchgeführt werden. Für den Haushalt
2024 wurden für die 2. Jahreshälfte 150.000 Euro eingeplant. Für das
Haushaltsjahr 2025 300.000 Euro. Ab 2026 wurden bisher keine Kosten eingeplant,
da nach damaliger Sachlage der Neubau bis 2026 errichtet sein sollte. Nach
erfolgter europaweiter Ausschreibung wurde der in Berlin-Brandenburg ansässige
Träger Living Quarter gGmbH ab 09/24 mit der Sozialbetreuung Grachtstraße
beauftragt. Trotz intensiver Bemühungen des Trägers Living Quarter konnte
aufgrund der schwierigen baulichen Situation des Altstandortes und angesichts
des aktuellen Fachkräftemangels nicht in ausreichender Anzahl das in der
Ausschreibung geforderte erfahrene sozialarbeiterische Fachpersonal aus dem
Raum Eschweiler gefunden werden. Die Zusammenarbeit endete daher einvernehmlich
zum 31.12.2024. Die Sozialbetreuung ist seitdem vakant und wird temporär von
Mitarbeitenden des Allgemeinen Sozialen Dienstes der Stadt Eschweiler
wahrgenommen.
Zudem ist seit Juni 2024 der Träger
Caritas mit der tagesstrukturierenden Beschäftigungsmaßnahme Querbeet vor Ort
aktiv. Die Caritas ist langjährig erfahren in der niederschwelligen sozialen
Hilfe für Wohnungslose und Suchtkranke. Das von der Caritas entwickelte Projekt
verfolgt zum einen das Ziel, Menschen an einen geregelten Alltag heran zu
führen und wertet gleichzeitig durch Sauberkeit und Bepflanzung das Umfeld der
Unterkunft auf. Zudem wird der Kontakt mit den Anwohnenden und das
Zusammenleben miteinander gestärkt. Durch eine Stabilisierung der Bewohnenden
soll eine Offenheit für Hilfsangebote erzielt werden. Laut Mitteilung des
Jobcenters endet die bisherige Vollförderung Ende Juni 2025. Eine weitere
Kostenübernahme durch Dritte ist nicht möglich.
Diese ungeklärte Situation in der
sozialen Trägerschaft und die gewonnenen Erfahrungen machen es zum einen
notwendig und zum anderen möglich, dass die Stadt Eschweiler das
Betreuungskonzept überarbeitet und im Sinne eines Gesamtkonzepts anpasst.
Hierbei galt das Ziel, den bestehenden Kostenrahmen (300.000 Euro/ Jahr) nicht
zu überschreiten.
Das erarbeitete Konzept ist dieser
Vorlage beigefügt.
Für die
Umsetzung des Gesamtkonzepts entstehen laufend zusätzliche Aufwendungen in
einer Gesamthöhe von ca. 300.000 Euro / Jahr. Hiervon entfallen ca. 40.000 Euro
auf die Hintergrund-Rufbereitschaft, 70.000 Euro auf die tagesstrukturierenden
Maßnahmen und 70.000 Euro auf den Sicherheitsdienst. Hinzu kommen einmalige
investive Mittel für die Installation einer Videobeobachtung.
Hinzu kommt
die Einrichtung einer zusätzlichen 1,0 Stelle für die Hausleitung nach
Entgeltgruppe S 17 TVöD-SuE mit jährlichen Bruttopersonalkosten von ca. 97.000
Euro.
Hinzu kommen
bisher nicht bezifferbare Kosten für die Einrichtung einer Videobeobachtung.
Im
Haushaltsplan der Stadt Eschweiler 2024/2025 sind für das Jahr 2025 insgesamt
300.000,00€ im Produkt 053510101 (Sonstige Soziale Angelegenheiten) im
Sachkonto 52910000 (Aufwendungen Sonstige Dienstleistungen) vorgesehen.
Insoweit sind die im laufenden Haushaltsjahr entstehenden Aufwendungen gedeckt.
Die durch das
v.g. Konzept entstehenden Auswirkungen auf die Haushaltsjahre 2026 ff. sind dem
Rat der Stadt Eschweiler entsprechend in seiner nächsten Sitzung zur Zustimmung
vorzulegen, sodass bei entsprechender Beschlussfassung zum einen die
Einrichtung einer zusätzlichen Personalstelle, zum anderen die Berücksichtigung
der o.g. Aufwendung für die Haushaltsjahre 2026 ff. im Rahmen der
Haushaltsplanaufstellung ab HH-Jahr 2026 erfolgen kann.
Das Konzept macht die Einrichtung einer zusätzlichen Stelle „Hausleitung“
(Entgeltgruppe S 17 TVöD-SuE) mit entsprechender Stellenplanerweiterung im
Stellenplan 2025 unter dem Produkt 053510101 (Sonstige Soziale Angelegenheiten)
erforderlich.
Für die Ausübung des zusätzlichen Bereitschaftsdienstes werden die
Mitarbeiter*innen des Amtes 50 eingesetzt.