Betreff
Wohnraumvermittlung: Rückblick Flutkatastrophe 2021, Ukraine-Krise 2022 und allgemeiner Sachstand 2022
Vorlage
410/22
Art
Kenntnisgabe öffentlich

Der Sachverhalt wird zur Kenntnis genommen.

 


 

Ende 2019 wurde das neue Sachgebiet der Wohnungsvermittlung konzipiert.

Das Angebot der Wohnungsvermittlung richtet sich an verschiedene Zielgruppen, die häufig während der Wohnraumsuche mit Vorurteilen konfrontiert werden:

 

-           Zugewiesene Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien, die Leistungen nach dem AsylbLG erhalten

-           Menschen mit Flüchtlingshintergrund mit gesichertem Aufenthalt, die einen Rechtskreiswechsel von AsylbLG hin zum SGB II (Jobcenter-Leistungen) vollzogen haben

-           Alleinerziehende Mütter / Väter

-           Menschen in fortgeschrittenem Alter (Senioren)

-           Einzelpersonen unter 25 Jahren (junge Erwachsene)

-           Untergebrachte Menschen in städtischen Notunterkünften (Obdachlose)

-           Menschen mit Behinderung, die auf behindertengerechten und möglichst barrierefreien Wohnraum angewiesen sind 

 

Das Angebot der Wohnungsvermittlung richtet sich ebenfalls an größere Wohnungsbaugesellschaften, Wohnungsgenossenschaften und private Vermieter, die bereit sind, den o.g. Zielgruppen freien Wohnraum zur Anmietung bereitzustellen.

 

Die o.g. Zielgruppen weisen überproportional häufig die folgenden Vermittlungshemmnisse auf:

 

-           negative Schufa (schlechte Bonität)

-           ungesicherter Aufenthaltsstatus

-           Mietschulden (Mietschuldenfreiheitsbescheinigung)

-           Leistungsbezug über das Jobcenter/Sozialamt – (Erwerbslosigkeit) 

-           große Personenanzahl (Großfamilien ab 6 Personen)

 

Eine Herausforderung besteht in den festgesetzten Sätzen des zuständigen Jobcenters für angemessenen Wohnraum. Diese entsprechen oftmals nicht der Realität auf dem freien Wohnungsmarkt bzw. den m²-Preisen im Stadtgebiet.  

 

Die Wohnungsvermittlung der Stadt Eschweiler versucht durch stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit mit größeren gewerblichen wie auch privaten Vermietern im Stadtgebiet Eschweiler den o.g. gesellschaftlichen Gruppen den Zugang zum Wohnungsmarkt zu erleichtern. 

 

Neben den allgemeinen Anfragen Wohnungssuchender im Einzugsraum der Stadt Eschweiler konzentriert sich das Beratungs- und Vermittlungsangebot ebenfalls noch auf die Gruppe untergebrachter Personen in städt. Notunterkünften für Flüchtlinge, die bisher Leistungen nach dem AsylbLG erhalten haben und die durch den Erhalt einer Aufenthaltserlaubnis inzwischen einen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II haben 

 

Die Einwohner der Stadt Eschweiler, gewerbliche Wohnbaugesellschaften und Firmen sowie private Vermieter nehmen das Angebot der Wohnraumvermittlung äußerst positiv an.

Im Zeitraum vom 01.01.2021 bis zur Flutkatastrophe im Juli 2021 sind insgesamt 35 Personen aus 22 Fällen erfolgreich bei der Wohnungssuche unterstützt und vermittelt worden. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 45 Personen aus 26 Fällen erfolgreich bei der Wohnungssuche unterstützt und vermittelt.

 

Eine weitere nennenswerte Besonderheit der Wohnraumvermittlung ist darüber hinaus, dass eine erfolgreiche Vermittlung meist äußerst zeitintensiv gestaltet und sich folglich über mehrere Wochen bzw. Monate hinauszögern kann. 

 

Die Wohnraumvermittlung stößt auf sehr positive Resonanz in der breiten Öffentlichkeit und ist nunmehr ein fester Bestandteil des Serviceangebots im Amt für Soziales, Senioren und Integration der Stadt Eschweiler.  

Die Arbeit der Wohnraumvermittlung wurde, ebenso wie sämtliche andere Bereiche des Sozialamtes der Stadt Eschweiler, stark durch die Flutkatastrophe 2021 und die Ukraine-Krise Anfang 2022 geprägt.

 

Die Wohnraumvermittlung hat sich im Zuge dieser Krisen als eine wichtige Erweiterung des Angebots der Stadt Eschweiler für hilfesuchende Menschen in prekären Situationen erwiesen.

 

Hochwasserkatastrophe 2021:

 

Die Hochwasserkatastrophe des 14. Juli 2021 hat die Einwohner, ebenso wie die Stadtverwaltung Eschweiler, an die Grenze der Belastbarkeit gebracht. Der ohnehin bereits angespannte regionale Wohnungsmarkt wurde erheblich durch die Auswirkungen des Hochwassers strapaziert. Eine hohe Anzahl von Immobilien im Stadtgebiet Eschweiler ist durch die Wassermassen als unbewohnbar und dringend sanierungsbedürftig einzustufen. Stark betroffen waren gleichwohl ebenso Mieter wie auch private Vermieter und Wohnungsbaugesellschaften. Betroffene mussten schnellstmöglich mit alternativem Wohnraum versorgt werden, sodass die Aufräum- und Sanierungsarbeiten umgehend begonnen werden konnten. Besonders vulnerable Gruppen unter den betroffenen Flutopfern (Menschen mit Behinderung, Senioren und Alleinerziehende) standen hierdurch in Bezug auf die Wohnungssuche unter enormem Druck.

 

Im Rahmen der Versorgung mit alternativem Wohnraum durch die Stelle der Wohnraumvermittlung für Hochwasserbetroffene wurden 196 Personen (insgesamt ca. 64 Fälle) betreut und versorgt. Es bleibt anzumerken, dass die Nachfrage nach alternativem Wohnraum für Hochwassergeschädigte langfristig bestehen bleiben wird.

Das Angebot der Wohnraumvermittlung als Ansprechpartner für hochwassergeschädigte Personen wird bis heute durch die betroffenen Einwohner in Anspruch genommen.

 

Ukraine-Krise 2022:

 

Der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden bis heute andauernden Kampfhandlungen haben zu einem starken Zuzug ukrainischer Flüchtlinge in die Städteregion Aachen und nach Eschweiler geführt. Die Wohnraumvermittlung wurde nach Ausbruch der Konflikte schnell eine wichtige Schnittstelle für Menschen, die unbürokratisch Wohnraum für ukrainische Flüchtlinge bereitgestellt hat. Insbesondere in den ersten Wochen wurde eine Vielzahl ukrainischer Hilfesuchender (ca. 89 Personen, 34 Fälle) dabei unterstützt, schnell verfügbaren Wohnraum anzumieten. Da ukrainische Flüchtlinge verfügen oftmals über ein weit verzweigtes Netzwerk von Familienangehörigen, Bekannten und Hilfestellen in Deutschland, welches es ihnen erlaubt, sich schnell in Deutschland zurechtzufinden.

Die Kombination der Aufnahme von Flüchtlingen in die städt. Notunterkünfte durch das hiesige Sozialamt, die gemeinsame Herrichtung der Sporthalle zwecks Schaffung erweiterter Aufnahmekapazitäten mit der Stadt Stolberg und die Integration der Flüchtlinge auf dem lokalen Wohnungsmarkt durch die Wohnraumvermittlung des Sozialamtes der Stadt Eschweiler hat zu einer stabilen und nachhaltigen Beherrschbarkeit dieser äußerst schwierigen Krise beigetragen.

 


Keine

 


Wie im Sachverhalt dargestellt.