Die im Sachverhalt geschilderte Situation im Eschweiler
Stadtwald wird zur Kenntnis genommen.
Seit dem Jahr 2018 mehren sich deutschlandweit Klimaextreme. Orkane,
Starkregenereignisse und langanhaltende Dürreperioden mit Hitzerekorden haben
vielerorts außergewöhnliche Schäden in ehemals gesunden Waldflächen verursacht.
Entwicklung im Stadtwald
Jahr 2018:
Auch der Eschweiler Stadtwald ist von den klimatischen Veränderungen
stark betroffen. Bereits im Jahr 2018 rissen die Orkanböen der Sturmtiefs
„Burglind“ und „Friederike“ große Lücken in die Fichtenbestände. Das in diesen
Waldflächen angefallene Schadholz führte bereits im zeitigen Frühjahr zu einem
außergewöhnlichen Vermehrungspotential für Fichtenborkenkäfer, welche durch die
anschließende Sommertrockenheit und anhaltende Dürre ideale Lebens- und
Vermehrungsbedingungen vorfanden. Während die verbliebenen Fichten in den
Sommermonaten aufgrund der ausbleibenden Niederschläge stetig an Vitalität
verloren, legten die Borkenkäfer bis in den Spätherbst hinein sehr erfolgreich
mehrere Generationen an.
Entsprechend der in 2018 fortlaufend durchgeführten Kalamitätshiebe lag
das Einschlagsergebnis für die Fichte zum Ende des Jahres bei fast 2.800
Festmetern. Dies entspricht nach der Forsteinrichtungsplanung mehr als dem
sechsfachen des jährlichen Einschlagssolls (445 Fm) für die Baumart Fichte. Ein
ordnungsgemäßer und nachhaltiger Einschlag für die Baumart Fichte war damit
bereits Ende des Jahres 2018 für die Folgejahre nicht mehr möglich.
Jahr 2019:
Auch im Folgejahr setzte sich die Borkenkäfermassenvermehrung fort, da
eine hohe Individuenzahl erfolgreich überwintern konnte. Zudem wurden durch den
Orkan Eberhard, welcher den Stadtwald Mitte März 2019 traf, erneut viele
Fichten geworfen, welche anschließend als Schadholz aufgearbeitet werden
mussten. Die Lebensbedingungen für Fichtenborkenkäfer blieben aufgrund der
neuerlich angefallenen Bruthölzer und der Sommertrockenheit
überdurchschnittlich hoch, sodass die Fichtenborkenkäfer wieder mehrfach
erfolgreich brüten konnten. Die in Fichtenbeständen angefallene Schadholzmenge
belief sich zum Ende des Jahres 2019 auf etwas mehr als 1.200 Fm, was erneut
einem fast dreifachen Jahreseinschlag entspricht.
Im Spätsommer 2019 wurden zudem die ersten deutlichen Ausfälle in
Laubholzbeständen sichtbar. Besonders Buchenbestände, welche im südlichen Teil
des Stadtwaldes auf Staunässeböden stocken, waren betroffen. Die auf diesen
Böden angebauten Rotbuchen können aufgrund der steinig-tonigen Bodenschichten
keine ausreichend tief verzweigten Wurzelsysteme aufbauen. Sie vermögen daher
nicht, die ggf. in tieferen Bodenschichten verfügbaren Wasserreserven zu
erreichen. Hier muss folgerichtig angemerkt werden, dass auch auf besseren
Standorten mit tiefgründig durchwurzelbaren Waldböden nur noch wenig Wasser für
die Bäume zur Verfügung stand. Dennoch ist das Absterben der Buchen besonders
im Bereich der flachgründigen Pseudogleyböden deutlich geworden. Es wird davon
ausgegangen, dass die betroffenen Buchenbestände bereits durch den
überdurchschnittlich trockenen Sommer und Herbst des Vorjahres unter hohem
Trockenstress litten, welcher sich dann im Verlauf des Sommers 2019 noch
verstärkte. Die betroffenen Buchen zeichneten sich im Spätsommer und Herbst
durch verfrühten Laubfall und verdorrte Triebspitzen aus. Im Jahr 2019 wurden
bereits Kalamitätshiebe in Buchenbeständen entlang der Straße „Duffenter“ und
vereinzelt an weiteren Stellen im Revier durchgeführt. Ein flächiges Absterben
von Rotbuchen war jedoch noch nicht abzusehen.
Auch weitere Laubhölzer, wie Birken und Ahornbäume, sowie unter den
Nadelbäumen insbesondere Lärchen, starben trockenheitsbedingt ab und mussten
zur Wahrung der Verkehrssicherheit entlang der Hauptwege gefällt werden. Diese
Entwicklung betraf in besonderem Ausmaß auch die Bäume in den forstlichen
Außenbezirken des Stadtwaldes, wie z.B. im Naherholungsgebiet Dürwiss und an
der Halde in Weisweiler.
Eine weitere, sowohl wirtschaftlich, als auch ökologisch sehr
bedenkliche Entwicklung, betraf im Spätsommer und Herbst 2019 die Ausbreitung
eines neuartigen Schadpilzes in Bergahornbeständen. Der Erreger der sogenannten
„Rußrindenkrankheit“ war bis zum Jahr 2018 kaum bekannt und hat im Stadtwald im
Spätsommer 2019 besonders entlang des Waldweges in der „Hundsgracht“ in sehr
kurzer Zeit viele Ahornbäume zum Absterben gebracht. Auch hier war ein
Kalamitätshieb erforderlich, da die abgestorbenen Bäume in absoluter Wegesnähe
stockten und der Pilz das Holz sehr schnell „weißfaul“ werden lässt, sodass die
Standfestigkeit nicht mehr gegeben ist.
Jahr 2020:
Nachdem sich die Borkenkäferentwicklung im Stadtwald gegen Ende des
Jahres 2019 verlangsamte und sich die Schadsituation geringfügig entspannte,
verschärfte sich die Lage aus Forstschutzsicht im Februar 2020 erneut deutlich.
Die Orkane „Sabine“ und „Viktoria“ warfen im Stadtwald nahezu vollflächig die
Restbestände an Fichte, welche nach den Sturm- und Borkenkäferkalamitäten 2018
und 2019 übrig geblieben waren. Besonders die Unterabteilungen 4 A und 5 A im
südlichen Bereich des Stadtwaldes wurden flächig geworfen. Auch in den
Abteilungen 2, 7, 8, 9, 12 und 14 fielen erneut viele Fichten um.
Nennenswerte Restvorkommen an Fichte bestehen aktuell nur noch im
Bereich der Abteilung 2 am „Killewittchen“ und gegenüber des „Koppweihers“ in
Abteilung 14. Diese Bestände weisen jedoch seit dem Spätsommer kontinuierlich
Borkenkäferschäden auf. Gerade auch die lange Trockenphase zwischen Juli und
Mitte September führte dazu, dass die Fichtenborkenkäfer sich wieder stark
vermehrt haben. Generell muss gesagt werden, dass die Borkenkäferschäden an
Fichten im Stadtwald für die Folgejahre geringer ausfallen werden. Dies liegt
jedoch einzig daran, dass fast alle größeren Fichtenbestände inzwischen
kalamitätsbedingt abgetrieben wurden, sodass die Fichtenborkenkäfer weniger
Brutraum und Vermehrungsmöglichkeiten haben.
Der Kalamitätseinschlag für die Baumart Fichte belief sich in 2020 auf
gut 2.850 Fm, was mehr als dem sechsfachen Jahreseinschlag entspricht. Etwa 12
ha Fichtenrestbestände wurden 2020 kalamitätsbedingt abgetrieben. Insgesamt
werden die seit 2018 im Bereich der ehemaligen Fichtenbestände entstandenen
Freiflächen aktuell auf ca. 28 ha
geschätzt.
Die im Jahr 2019 überwiegend noch kleinflächig entstandenen Schäden an
Buchenbeständen haben sich im Spätsommer 2020 zu einer deutlichen Sterbenswelle
in bereits angegriffenen Beständen ausgeweitet. Gerade im Übergangsbereich zu
ehemaligen Fichtenbeständen, um welche die Rotbuche im Stadtwald einst vielfach
als Saumbereich gepflanzt worden war, wirkte sich das nun entstandene
Freiflächenklima mit anhaltender direkter Sonneneinstrahlung und entsprechenden
Temperaturextremen, massiv schädlich auf die Vitalität der Buchen aus. In den
Abteilungen 4, 5 und 6 des Stadtwaldes wurden in den Wintermonaten gut 300 Fm
Buchen mit Trockenheitsschäden eingeschlagen. Obwohl das freie
Waldbetretungsrecht entsprechend des Landesforstgesetztes NRW prinzipiell nur
„auf eigene Gefahr“ und zum „Zwecke der Erholung“ gilt, können absterbende
Buchen in direkter Umgebung der stark frequentierten Wege nicht ignoriert
werden. Die besonders stark geschädigten Bäume mussten zu Gunsten von
Waldbesuchern und Publikumsverkehr rechtzeitig entfernt werden, um Unfälle
durch abbrechende Kronenteile, umstürzende Bäume, o.ä. zu verhindern.
Hinsichtlich des Verlaufs der Rußrindenkrankheit an Bergahornbeständen
war im Jahr 2020 besonders eine Abtriebsmaßnahme im Bereich der
Rekultivierungsflächen der alten Deponie Eschweiler-Dürwiß nennenswert. Die
dort ehemals stockenden mittelalten Bergahornbäume waren nach visueller
Kontrolle zu nahezu 100 % befallen und bereits großflächig abgestorben, sodass
eine zeitnahe Entfernung notwendig wurde.
Weniger drastisch zeigte sich die Situation im Bereich der
Ahornbestände am Schwarzen Berg und an der „Hundsgracht“. Die hier stockenden
Ahorne wiesen, wie die Buchen, deutlich verfrühten Laubfall und teilweise auch
bereits starke Rindennekrosen, Schleimfluss und schwarze Rinde an Stamm- und
Kronenbereich auf. In diesem Bereich wurden einst Müllverkippungen mit neuem
Oberboden versehen und aufgeforstet. Es wird daher von einem vergleichsweise
schlecht wasserspeichernden Unterboden ausgegangen, was als wichtiger Faktor
für die erheblichen Schäden in diesen Waldbereichen angesehen wird.
Insgesamt wird sich die Rußrindenerkrankung in neuerlich trockenwarmen
Sommern voraussichtlich weiter ausbreiten und insbesondere auf schutthaltigen
Böden, wie z.B. an ehemaligen Bergbauhalden und aufgeforsteten Deponien,
neuerliche Probleme bereiten. Da auch prinzipiell gesunde Bäume dem Pilzerreger
in Trockenjahren kaum etwas entgegenzusetzen vermögen, der Schädigungsprozess
sehr schnell verläuft und die Sterbensrate sehr hoch ist, können Ahornbestände
innerhalb eines sehr trockenen Sommers nahezu komplett absterben.
Schadbilder und Situationsaufnahmen im Spätsommer/Herbst 2020
Abteilung 18 A
Fichtenrestbestand mit frischem Borkenkäferbefall nach bereits
durchgeführtem Kalamitätshieb.
Abteilung 5 A
Stammholzpolter an der „Duffenter Schneise“. Das aufgearbeitete
Windwurfholz wurde zum Abtransport am Forstweg bereitgestellt.
Abteilung 4 B
Stammholzpolter und Freifläche am Grenzweg nach der
Windwurfaufarbeitung und vor der Flächenräumung.
Abteilung 4 A
Blick auf ehemalige Fichtenflächen nach Räumung (teils Flächenmulchung,
teils Baggerräumung). In der linken Bildhälfte ist eine Freifläche zu sehen,
welche erst 2020 nach Aufarbeitung des Fichten-Windwurfs entstanden ist.
In der Mitte des Bildes und in der rechten Bildhälfte sind bereits
wiederaufgeforstete Kulturflächen zu sehen. Die Aufforstung erfolgte mit
Rotbuche und Stieleiche. Die Stieleichen wurden zum Schutz vor Wildverbiss mit
„Wuchshüllen“ gesetzt.
In der linken oberen Bildhälfte sind absterbende Buchen oberhalb des
„Duffenters“ zu sehen.
Abteilung 5 A1
Kettenbagger im Einsatz bei der Flächenräumung. Restholz,
Kronenmaterial und Äste werden auf den Rückegassen vorkonzentriert.
Deutlich zu sehen ist in der oberen Bildhälfte das Absterben eines
Jungbuchenbestandes. Die Bäume sind im unteren Bereich noch belaubt, während
die Kronen großenteils bereits Ende August/Anfang September die Blätter
verloren haben.
Abteilung 5 A1
Ehemaliger Fichtenbestand nach Baggerräumung. Nach Aufarbeitung des
Windwurfes wurden Reisig und Schlagabraum auf den ehemaligen Rückegassen
konzentriert. Das anfallende Material wurde anschließend mit einem Forstmulcher
zerkleinert, um als Brutmaterial für Borkenkäfer untauglich zu werden.
In der rechten Bildhälfte sind wenige Lärchen zu sehen, welche bei den
Stürmen der letzten Jahre nicht geworfen wurden. Oberhalb der Freifläche stockt
ein mittelalter Buchenbestand mit deutlichen Absterbeerscheinungen, welcher
ehemals als Saum für den Fichtenbestand angelegt wurde.
Abteilung 5 A
Absterbende Rotbuchen am Duffenter. Die ca. 58 Jahre alten Bäume
stocken im Bereich der wechselfeuchten Böden, welche in den Wintermonaten
i.d.R. oberflächig sehr viel Wasser „stauen“. In den warmen Sommermonaten
trocknen diese Böden besonders stark aus und die Buchen sind aufgrund der
geringen Durchwurzelungstiefe des Bodens nicht in der Lage, Wasser aus tieferen
Bodenschichten aufzunehmen. Ausbleibender Regen führt zu Trockenstress, welcher
schließlich bis zum Absterben der Bäume führt.
Abteilung 3 A1
Absterbender Bergahornbestand nahe dem „Zanderhof“. Deutlich zu sehen
ist, dass der noch weitgehend vitale Ahorn in der rechten Bildhälfte zum
Zeitpunkt der Bildaufnahme (07.10.2020) noch größtenteils belaubt ist. Die
Ahorne links und mittig im Bild haben hingegen bereits fast alles Laub
verloren. Dies ist einerseits Folge des diesjährigen Trockenstress,
andererseits jedoch auch Zeichen des Absterbens durch die Rußrindenkrankheit.
Gesunde Bergahornbäume trugen zu diesem Zeitpunkt des Herbstes noch den
Großteil ihrer Belaubung.
Schadensprognose für 2021 und Folgejahre:
Sofern der klimabedingte Dauerstress für den Wald anhält werden neben
den wenigen verbliebenen Fichtenbeständen auch weitere Laubholzbestände
absterben. Voraussichtlich wird sich speziell das Buchensterben auf den
flachgründigen Staunässeböden im südlichen Bereich des Stadtwaldes fortsetzen.
Die trockenheitsbedingten Schäden in dortigen Buchenbeständen werden erst nach
dem vollständigen Laubaustrieb in diesem Jahr erkennbar sein. Ähnlich wird die
Situation für die Bergahornbestände im Bereich der Hundsgracht und am Schwarzen
Berg eingeschätzt. Auch für Roterlen- und Birkenbestände auf ursprünglich eher
nassen Böden muss mit deutlichen Schäden gerechnet werden. Die Kalamitätsfläche
wird sich insgesamt noch vergrößern, sodass umfangreiche
Wiederaufforstungsmaßnahmen und Kulturpflegearbeiten einkalkuliert werden
müssen.
Zukunftsperspektive
Nach den großflächig durchgeführten Kalamitätshieben wurden im Herbst
2020 zur weiteren Borkenkäferbekämpfung und zur Vorbereitung der anstehenden
Wiederaufforstungsmaßnahmen großflächige Räumarbeiten durchgeführt. Zum Einsatz
kam ein Kettenbagger, welcher Restholz und Reisig auf den ehemaligen
Rückegassen vorkonzentriert hat, sodass dieses Material anschließend durch
einen Traktor mit Forstmulcher an Ort und Stelle zerkleinert werden konnte.
Abteilung 5 A
Forstmulcher im Einsatz. Das durch den Bagger auf den ehemaligen Rückegassen
konzentrierte Reisig, Kronen- und Astmaterial wird zerkleinert, wodurch das
Material für das Brutgeschäft der Borkenkäfer untauglich gemacht wird.
Anschließend wurden im Frühjahr 2021 umfangreiche
Wiederaufforstungsarbeiten durchgeführt. Problematisch ist aktuell die
Unterversorgung mit geeignetem Pflanzgut. Junge Waldbäume werden i.d.R. als
ein- bis dreijährige Pflanzen aus Forstbaumschulen bezogen. Da die Nachfrage
nach standortgerechtem und herkunftsgeeignetem Pflanzgut das verfügbare Angebot
aktuell jedoch überwiegt, konnten die geräumten Flächen in diesem Frühjahr noch
nicht vollumfänglich wiederaufgeforstet werden Gleichwohl wurden bereits ca. 10.000
Stieleichen, 5.000 Waldkiefern, 1.100 Rotbuchen, 1.000 Roteichen, 600
Kiribäume, 500 Winterlinden und 200 Walnüsse gepflanzt.
Der Großteil der entstehenden Laubmischwälder soll später dem
Waldentwicklungstyp 14 – Eiche-Birke/Kiefer des aktuellen nordrhein-westfälischen
Waldbaukonzepts entsprechen. Dieser Waldentwicklungstyp stellt nach heutigen
Erkenntnissen für die staunassen und mäßig nährstoffversorgten Waldböden eine
besonders standortgerechte und bodenständige Mischwaldform dar, welche die Grundvoraussetzung
für die Entstehung von klimastabilen und ökologisch vielfältigen Wäldern
bildet. Birken, welche entsprechend dieses Waldentwicklungstyps eine wichtige
Mischbaumart sind, stellen sich auf Freiflächen im Wald schnell durch
Naturverjüngung ein, sodass diese nicht gepflanzt werden müssen.
Ferner wird in Teilbereichen der aktuellen Freiflächen das Aufkommen
von Douglasien-Naturverjüngung erwartet. Diese Verjüngung der Douglasie
(nordamerikanische Nadelholzbaumart) soll so genutzt werden, dass zwar keine
Nadelholz-Reinbestände mehr entstehen, jedoch kleine Teilbestände mit führendem
Nadelholzanteil entwickelt werden, um später auch die wirtschaftliche
Produktivität der Bestände zu fördern.
Alle wiederaufgeforsteten Flächen müssen im Rahmen der Kulturpflege in
den kommenden Jahren regelmäßig von aufkommender Konkurrenzvegetation (z.B.
Brombeere, Reitgräser, Adlerfarn) freigeschnitten werden. Nach der Kulturphase
schließt sich waldbaulich die Phase von Mischwuchsregulation und
Jungbestandspflege an, bei der das spätere Erscheinungsbild des Stadtwaldes
bereits maßgeblich geprägt wird. Waldbaulich regulierende Eingriffe werden bei
neu angepflanzten Beständen immer dann erforderlich, wenn sich zu starke
Verjüngung der Pionierbaumarten, wie z.B. Birke und Weide, einstellt. Der mit
den Kultur- und Jungbestandspflegemaßnahmen verbundene Pflegeaufwand ist
erheblich und wird das städt. Forstpersonal im kommenden Jahrzehnt stark
auslasten.
Abteilung 5 A1
Wiederaufforstung mit Stieleiche zwischen „Duffenter“ und dem Waldweg
„Duffenter Schneise“. Im vorderen Bildbereich sind Wuchshilfen aus Holz zu
sehen, im hinteren Bereich klassische Wuchshüllen. Beide Varianten dienen dem
Schutz der Jungeichen vor Schäden durch das heimische Rehwild.
Ökologische Auswirkungen
Die Klimaextreme und ihre dargestellten Folgen für den Wirtschaftswald
wirken sich auch auf den gesamten Naturhaushalt und die Schutzfunktionen des
Waldes aus. Durch den zwangsweise flächenhaften Abtrieb von ganzen Beständen,
der in einer nachhaltigen, ökologisch ausgerichteten Waldwirtschaft eigentlich
nicht vorgesehen ist, werden die Standortbedingungen zusätzlich beeinflusst.
Einerseits stellt die Wiederbegründung der Waldflächen eine große
Herausforderung in Bezug auf die Auswahl und Beschaffung geeigneten Pflanzgutes
dar, andererseits ist hier auch eine Chance zu sehen, der natürlichen
Entwicklung mehr Raum zu lassen. So soll auf ausgewählten Flächen gezielt auf
eine Neubepflanzung verzichtet werden. Hier wird sich durch Samenflug und
einstellende Naturverjüngung die, auf die Standortbedingungen angepasste
Pflanzengesellschaft entwickeln.
Zur Förderung der Artenvielfalt wurden im Frühjahr 2021 in Wegesnähe
und an den Randbereichen der Kalamitätsflächen umfangreiche Pflanzmaßnahmen zur
gezielten Waldinnenrandgestaltung durchgeführt. In den entstehenden, ca. 15-20
m breiten Waldrandstreifen wurden insgesamt ca. 110 Großbäume und ca. 660
heimische Sträuchern gesetzt. Die Großbäume (ca. 2,5 - 3 m) wurden dabei in
einem weiten Pflanzverband gesetzt, damit diesen viel freier Wuchsraum für eine
großflächige und ideale Kronenbildung zur Verfügung steht. Die Sträucher und
Vogelschutzgehölze wurden nesterweise in den Pflanzverband der Großbäume
integriert. Angepflanzt wurden neben verschiedenen heimischen Baumarten (z.B.
Wildkirsche, Walnuß, Silberweide) auch trockenheitsresistentere Baumarten, wie
Esskastanie und Silberlinde. Auch Sorbus-Arten, wie der Speierling und die
Echte Mehlbeere wurden integriert, sodass in Kombination mit den truppweise
gepflanzten Sträuchern und Vogelschutzgehölzen (z.B. Wildobst) entlang der
Hauptwege möglichst schnell ökologisch vielfältige Habitate entstehen, die
zukünftig einer Vielzahl von Insekten und Vögeln Brut- und Lebensraum bieten
können.
Abteilung
5 A1
Waldinnenrandgestaltung am Waldweg „Am Schießstand“. Zu erkennen ist
der Austrieb einer jungen Mehlbeere und dahinter einer Wildkirsche. Die
Großbäume wurden zweireihig im weiten Verband gepflanzt. In den Zwischenfeldern
wurden nesterweise Sträucher eingebracht, welche noch nicht voll ausgetrieben
sind.
Ein allumfassender Eindruck der Veränderungen im Eschweiler Stadtwald
kann den Mitgliedern des Ausschusses idealerweise im Rahmen einer Waldführung
vermittelt werden.
Die Finanzielle Betrachtung der o.a. Maßnahmen wurde mit VV 049/21 zum
diesjährigen Forstwirtschaftsplan umfassend erläutert.
Die vier festangestellten städt. Forstwirte erledigen einen Großteil
der im Revier anfallenden Arbeiten. Kalamitätshiebe, wie sie seit 2018 mehrfach
erforderlich waren, konnten jedoch nicht ausschließlich mit eigenem Personal
aufgearbeitet werden. Es wurde daher auch auf den Einsatz von professionellen
Forstunternehmen zurückgegriffen.
Verkehrssicherungshiebe (z.B. im Bereich der absterbenden
Buchenbestände) werden bis auf wenige Ausnahmen in Eigenregie durchgeführt.
Alle Wiederaufforstungs- und Kulturpflegemaßnahmen wurden in der
Vergangenheit ausschließlich mit eigenem Personal durchgeführt. Dies soll so
fortgeführt werden, um einen hohen Qualitätsstandard bei der Begründung der
neuen Waldbestände zu gewährleisten. Grundsätzlich werden diese Arbeiten einen
höheren Anteil am Arbeitsvolumen der städt. Forstwirte ausmachen.