Betreff
Denkmalschutz;
Eintragung des Gebäudes Dürener Straße 8 in die Denkmalliste der Stadt Eschweiler
Vorlage
038/20
Art
Beschlussfassung öffentlich

Der Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss stimmt der Eintragung des Gebäudes Dürener Straße 8 mit dem Schutzumfang Fassade, straßenseitige Dachhälfte und Keller in die Denkmalliste der Stadt Eschweiler gemäß § 3 (1) des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz – DSchG NRW) zu.

 

Die Verwaltung wird beauftragt, das Unterschutzstellungsverfahren durchzuführen.

 


Die Stadt Eschweiler als Untere Denkmalbehörde beabsichtigt, das Baudenkmal Dürener Straße 8 - mit dem Schutzumfang Fassade, straßenseitige Dachhälfte und Keller – als ein typisches Beispiel der Bauphase des Historismus in Eschweiler in die Denkmalliste der Stadt Eschweiler einzutragen. Die Stadt Eschweiler folgt damit einem Antrag des Landschaftsverbandes Rheinland – Amt für Denkmalpflege im Rheinland. Die Anhörung des Eigentümers erfolgte am 04.07.2018. Bedenken an der Eintragung wurden nicht geäußert.

 

Lage des Baudenkmals

Die Dürener Straße ist eine der ältesten Straßen in Eschweiler. Ihre Ursprünge gehen vermutlich auf eine Römerstraße zurück. Im Mittelalter durchzog die heutige Dürener Straße - als Teilabschnitt der Verbindungsstraße von Aachen nach Köln - die von einer Stadtmauer umgebene Eschweiler Altstadt zwischen den beiden Haupttoren. Das Aachener Tor lag im Westen auf Höhe der heutigen Grabenstraße. Das Kölner Tor lag im Osten auf der Höhe der früheren Trillergasse, nahe des Hauses Dürener Straße 75a.

Nach der Zerstörung der Stadt durch den Stadtbrand 1678 wurde zunächst der Bereich der Dürener Straße wieder bebaut, der innerhalb der Stadtmauer lag. Der westlich außerhalb der Stadtmauer gelegene Abschnitt vor dem Aachener Tor, in dem das Gebäude Dürener Straße 8 liegt, wurde erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts bebaut. Die Tranchot-Karte von 1805/1807 (siehe Abb. 1) zeigt, dass der Abschnitt zwischen der heutigen Kochsgasse und Grabenstraße – bis auf die Ecke zur Grabenstraße – zu dieser Zeit noch unbebaut war.

Tranchot weiter verkleinert und heller

Abb. 1: Auszug aus der Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling (1803-1820). Blattnummer 87, Eschweiler, aufgenommen 1805/1807 durch Ing. Geograph Maissiat.  [Quelle: inkasPortal, StädteRegion Aachen]

 

Im Urkataster von 1820/21 hatte sich gegenüber dieser Situation kaum etwas verändert, lediglich das „Alte Rathaus“, das 1822 erbaut wurde, war bereits projektiert. In einem Übersichtsplan der Katasterkarten aus dem Jahr 1869 (siehe Abb. 2) sowie dem zugehörigen Grundrissblatt Nr. 3 (siehe Abb. 3) ist das Haus Dürener Straße 8 verzeichnet. Dieser Übersichtsplan wurde auf der Grundlage einer Kartenaufnahme aus dem Jahr 1862 erstellt. Hier sind die heutigen Hausnummern Dürener Straße 8 und 10 noch auf einem ungeteilten Grundstück verzeichnet.

Urriß-Übersicht  Ausschnittaus Urriß Blatt 3

Abb. 2: Übersichtsplan Urriss, Flur 24 in Eschweiler,1869   [Quelle: Archiv der Stadt Eschweiler]

Abb. 3: Zum Übersichtsplan gehöriges Grundrissblatt Nr. 3, 1869 [Quelle: Archiv der Stadt Eschweiler]

 

Baugeschichte

Auf der Grundlage der oben beschriebenen Karten kann man bei dem Gebäude an der Dürener Straße 8 von einer Erbauungszeit zwischen den Jahren 1820 und 1862 ausgehen. Es handelte sich bei dem ursprünglichen Gebäude um ein zweigeschossiges, traufständig zur Straße stehendes Haus, dessen Fassade bereits in fünf Achsen gegliedert war. Im Erdgeschoss befanden sich rechts zwei Fensterachsen, in der mittleren Achse lag der Hauseingang mit Vortreppe, links wurden die beiden Achsen von einer Tordurchfahrt eingenommen.

Um das Jahr 1900 wurden an dem Haus Dürener Straße 8 im Erdgeschoss die beiden rechten Fensterachsen zu einem Schaufenster zusammengefasst, der Hauseingang wurde zum Zugang für einen Laden. Die mittig im Vorderhaus gelegene Erschließung der Obergeschosse wurde zusammen mit dem Hauseingang in das Hinterhaus verlegt. Im Dachgeschoss wurde der vorhandene Drempel zur Straße hin so erhöht, dass das Haus nun dreigeschossig erschien. Für den aufgestockten Bereich der Fassade wurde im 2. Obergeschoss die Gliederung des 1. Obergeschosses übernommen. Aufgrund der einheitlichen Gestaltung der Stuckfassade in beiden Obergeschosse kann angenommen werden, dass die gesamte Fassadengestaltung im Zusammenhang mit der Baumaßnahme um 1900 entstand.

 

Baubeschreibung

Das Gebäude besitzt einen Keller dessen zwei Tonnengewölbe parallel zur Dürener Straße ausgerichtet sind und der von der Rückseite des Hauses zugänglich ist. In der in fünf Achsen gegliederten Fassade befindet sich im Erdgeschoss der Ladeneingang, dessen Blausteinvortreppe wahrscheinlich noch dem ursprünglichen Baubestand zuzurechnen ist. Der mittige Eingang wird rechts von einem Schaufenster und links von der Tordurchfahrt flankiert. Zum 1. Obergeschoss wird das Erdgeschoss von einer horizontalen Putzfläche mit darüber liegendem Geschossgesims abgeschlossen. Im ersten Obergeschoss befinden sich unter den fünf Fensteröffnungen unterschiedlich gestaltete Brüstungsfelder. Diese sind seitlich von angedeuteten Säulen umstellt, die ein durchlaufendes Sohlbankgesims tragen. Die Fensteröffnungen sind von Putzfaschen gerahmt. Die Verdachungen der Fenster werden von Konsolen getragen und sind – entsprechend zu den Brüstungsfeldern – im Wechsel als Giebelfeld oder als angedeuteter Steinbogen gestaltet. Im niedrigeren zweiten Obergeschoss sind die fünf Fensteröffnungen schlichter gestaltet. Sie sind ebenfalls von Putzfaschen gerahmt. Ein Schlussstein über jeder Fensteröffnung stellt die Verbindung zu einem durchlaufenden Gesims her, darüber sind - jeweils seitlich der Fenster - zwei Konsolen angeordnet. Diese tragen wiederum das vorspringende Traufgesims. Über dem zur Straße hin erhöhten Drempel befindet sich als oberer Gebäudeabschluss ein Satteldach mit einseitig zurückspringender Traufkante.

 

Bedeutung des Baudenkmals

Der ursprüngliche Baukörper aus dem 19. Jahrhundert wurde um das Jahr 1900 aufgestockt und erhielt eine Fassadengestaltung die Stilelemente der Neurenaissance zeigt. Insofern stellt die erhaltene Stuckfassade des Hauses Dürener Straße 8 ein typisches Beispiel der Bauphase des Historismus dar. Sie bildet zusammen mit dem überwiegenden Teil der Gebäude in der Häuserzeile Dürener Straße 6 bis 12c ein – bezüglich Baustil und Bauzeit - zusammenhängendes städtebauliches Ensemble. Die Fassade des Gebäudes Dürener Straße 8 veranschaulicht so zusammen mit den anderen Gebäuden der Häuserzeile eindrücklich die Vielseitigkeit der historistischen bzw. gründerzeitlicher Architektur.

Als Dokument der historischen Entwicklung der Dürener Straße in Zusammenhang mit der Bauphase des Historismus und somit als prägender Bestandteil des historischen Stadtbildes ist das Gebäude und insbesondere die Fassade der Dürener Straße 8 bedeutend für die Geschichte des Menschen und Eschweiler. Seine Erhaltung und Nutzung liegt aus wissenschaftlichen, besonders architektur- und ortsgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse.

 

Aufgrund von baulichen Veränderungen im Inneren und an der Rückseite des Gebäudes beschränkt sich der beabsichtige Schutzumfang auf die straßenseitige Fassade des Hauses Dürener Straße 8 einschließlich der straßenseitigen Dachhälfte und auf den Gewölbekeller.

Die Verwaltung empfiehlt, der Eintragung des Gebäudes Dürener Straße 8 mit dem Schutzumfang Fassade, straßenseitige Dachhälfte und Keller  in die Denkmalliste der Stadt Eschweiler gemäß § 3 (1) DschG NRW zuzustimmen und die Verwaltung mit der Durchführung des Unterschutzstellungsverfahrens zu beauftragen.

 


Die Eintragung des Gebäudes Dürener Straße 8 in die Denkmalliste der Stadt Eschweiler hat keine finanziellen Auswirkungen.

 


Die Eintragung des Gebäudes Dürener Straße 8 in die Denkmalliste der Stadt Eschweiler bindet Arbeitskraft in der Abteilung Planung und Denkmalpflege.