Betreff
Straßenbenennung Hans-Leyers-Weg;
Gutachten zur Person Hans Leyers
Vorlage
282/19
Art
Kenntnisgabe öffentlich

Das als Anlage beigefügte Gutachten des Herrn Dr. Carlo Gentile, Martin-Buber-Institut für Judaistik an der Universität zu Köln, zur Person des Hans Leyers wird zur Kenntnis genommen.

 


 

Mit Eilbeschluss des Haupt- und Finanzausschusses vom 12.08.1992 wurde eine Stichstraße im Bereich „An der Burgmauer“ im Ortsteil Weisweiler in „Hans-Leyers-Weg“ benannt. Ausschlag gebend für die Benennung waren seinerzeit vor allem die Verdienste Leyers um die Evangelische Gemeinde Weisweiler. Im Herbst 2018 wurde insbesondere durch die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des Romans „Unter blutrotem Himmel“ des amerikanischen Autors Mark Sullivan die Person Leyers deutlich mit Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkrieges in Verbindung gebracht. Zur Klärung der Frage, ob Leyers tatsächlich im Zweiten Weltkrieg die in dem vorg. Roman dargestellten Kriegsverbrechen begangen hat, hat die Stadt Eschweiler im März 2019 den am Martin-Buber-Institut für Judaistik der Universität zu Köln tätigen Herrn Dr. Carlo Gentile mit der Anfertigung einer wissenschaftlichen Expertise beauftragt. Diese liegt seit dem 26.08.2019 vor und ist als Anlage beigefügt. Des Weiteren zur Kenntnisnahme beigefügt ist ein an Herrn Bürgermeister Bertram gerichtetes Schreiben vom 05.09.2019 in dieser Angelegenheit.

 

Der Gutachter kommt darin zu dem Ergebnis, dass Leyers zwar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weder unmittelbar noch mittelbar an Kriegsverbrechen wie Massenerschießungen, Vergeltungsaktionen oder „Dörfervernichtungsaktionen“ beteiligt gewesen sei, wohl aber an Verbrechen wie Zwangsarbeit, Deportationen und materieller Ausbeutung. Nach den vorliegenden Erkenntnissen gehöre er somit zwar nicht in die Kategorie der Hauptkriegsverbrecher, jedoch sei er als Technokrat in einem über die reine Pflichterfüllung hinausgehenden Maße an der Ausbeutung des besetzten Italiens beteiligt und in diesem Zusammenhang auch für Gewaltmaßnahmen verantwortlich gewesen. Aus historischer Sicht sei daher stark zu bezweifeln, ob sein Verhalten im Zweiten Weltkrieg mit der Würdigung seiner Person insgesamt durch die Benennung einer Straße nach seinem Namen zu vereinbaren sei.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind Leyers zwar nach Recherchen des Stadtarchivars, des Eschweiler Geschichtsvereins und der Evangelischen Kirchengemeinde Weisweiler durchaus Verdienste als Ehrenamtler und als Weisweiler Persönlichkeit anzuerkennen. Diese können jedoch die Rolle des Hans Leyers während des Zweiten Weltkrieges nicht aufwiegen, so dass im Ergebnis die Straße Hans-Leyers-Weg zum nächstmöglichen Zeitpunkt umbenannt werden sollte.

 

Es liegen bei der zuständigen Fachdienststelle verschiedene Anträge zu Straßenbenennungen vor, darunter auch bereits ein konkreter Namensvorschlag für die Umbenennung des Hans-Leyers-Weges. Dieser Antrag wird derzeit geprüft. Für die konkrete Umbenennung wird alsdann eine Beschlussvorlage für die Sitzung des Rates am 06.11.2019 (Vorberatung im Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss am 31.10.2019) vorbereitet.

 


keine

 


keine