E-Mail von Herrn RM Borchardt (DIE LINKE) vom 04.12.2015
Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 15.02.2016
Die Verwaltung wird
beauftragt, bei für Radverkehrsplanungen qualifizierten Ingenieurbüros Angebote
für ein „Radverkehrskonzept Eschweiler 2018“ einzuholen; die diesbzgl.
erforderlichen Mittel werden in die Beratungen für den Haushalt 2017
eingebracht.
Die Verwaltung wird
sich bemühen, für eine Veranstaltung zum Thema „Radverkehr“ entsprechende
Experten zu gewinnen.
Mit Mail vom
04.12.2015 unterbreitet Herr RM Borchardt (DIE LINKE) den Vorschlag, zum Thema
„Entwicklung eines Fahrradwegenetzes“ einen entsprechenden Experten einzuladen
(Anlage 1).
Mit Schreiben vom
15.02.2016 beantragt die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Eschweiler eine
Optimierung des Radwegenetzes der Stadt Eschweiler; zur Vermeidung von
Wiederholungen wird zu den Details des Antrages auf das als Anlage 2 beigefügte
Schreiben verwiesen.
Programme –
Konzepte – Bauliche Maßnahmen
Seit Jahren gibt es
seitens der Stadt Eschweiler Bestrebungen, zusammen mit den anderen
Straßenbaulastträgern Landesbetrieb Straßenbau NRW (für die Bundes- und
Landesstraßen) und StädteRegion Aachen (für die Kreisstraßen) das Angebot
sowohl für den Alltags- als auch für den Freizeitverkehr ständig zu verbessern.
Bereits im
Verkehrsentwicklungsplan von 1989 sind im „Radverkehrskonzept“ Schwachstellen
aufgezeigt und Verbesserungsvorschläge unterbreitet worden, die z.T. genau in
die Richtung zielen, wie es auch Gegenstand des o. a. Antrages ist (Radfahren
in Tempo 30 – Zonen, Radverkehrsanlagen im Vorbehaltsnetz, Instandsetzung
bestehender Radwege, Radfahren gegen die Einbahnstraße, Radverkehrsführung in
Verkehrsknoten, Bike & Ride, Fahrradabstellanlagen, etc.). Die Agenda
dieses Konzeptes wurde in der Zwischenzeit zwar sukzessive abgearbeitet, es
besteht nach nunmehr 17 Jahren aber trotzdem insgesamt dringender
Aktualisierungsbedarf, speziell zum Beispiel zu dem noch relativ neuen Thema
„Pedelecs und E – Bikes“.
Es wurden in den
letzten Jahren im Zuge des gemeinsam mit der Stadt durchgeführten Aus- und
Neubaus von klassifizierten (Bundes-, Landes- und Kreis-) Straßen konsequent
separate Radverkehrsanlagen – meist als Radwege auf dem Hochbord zwischen
Straße (bzw. Parkstreifen) und Gehweg - gebaut, die den damaligen technischen
und Förderrichtlinien und dem damaligen Sicherheitsverständnis entsprachen.
Da auch im noch
nicht umgebauten Bestand die weit überwiegende Anzahl an Alltagsrouten entlang
dieser Straßen verläuft (z. B. L 223 Dürener Straße, Indestraße, Aachener
Straße, K 33 Jülicher Straße, etc.) hat die Stadt hier nur sehr bedingt
Einflussmöglichkeiten auf den baulichen Zustand, die Markierung und/oder die
Beschilderung, da dies im Wesentlichen von der Finanzlage und den Bauprogrammen
der o. a. Baulastträger abhängt. Die Baulast für die Radwege liegt nach dem
Bundesfernstraßengesetz bzw. dem Straßen- und Wegegesetz Nordrhein – Westfalen
nämlich jeweils beim Baulastträger der Fahrbahn.
Zwischenzeitlich
wurden sowohl die einschlägigen Richtlinien als auch die StVO dahingehend
geändert, dass unter heutigen Sicherheitsgesichtspunkten eine Führung des
Radfahrers auf der Straße favorisiert wird und Radwege heute ein Mindestmaß von
1,60 m Breite und eine (baulich) gute Befahrbarkeit aufweisen müssen, um eine
Benutzungspflicht auszulösen. Diese Punkte sind in Eschweiler noch nicht bzw.
nur in Teilbereichen umgesetzt. Hier gilt es, in Abstimmung mit den anderen
Baulastträgern, der Verkehrsbehörde und der Polizei mittelfristig praktikable
Lösungsansätze zu erarbeiten; Lösungen wie z. B. in Aachen mit einem (zu
schmalen, rot gepflasterten) Radweg auf dem Hochbord, der als „Fußweg,
Radfahrer frei“ beschildert ist und einem zusätzlichen markierten Radfahr- bzw.
Schutzstreifen auf der Fahrbahn können nur als ein – wenn auch nicht optimaler
- Lösungsansatz betrachtet werden. In
diesem Zusammenhang ist die gesamte Konzeption von Radverkehrsanlagen entlang
von Hauptverkehrsstraßen als Rückgrat des Alltagsnetzes mit den anderen
Baulastträgern völlig neu zu überdenken.
Im Netz der
Gemeindestraßen wurden Radverkehrsanlagen nur vereinzelt an verkehrswichtigen
Straßen (z. B. Erich – Berschkeit - Straße, Bergrather Straße, Nothberger
Straße, Wardener Straße) angelegt; im Bereich der Erschließungs- bzw.
Wohnstraßen, d. h. in den Tempo 30 –
Zonen, soll der Radfahrer mit dem motorisierten Verkehrsteilnehmer auf der
Fahrbahn fahren. Nur in einigen wenigen Straßen wurde das Fahren gegen die
Einbahnstraßenrichtung zugelassen.
Fahrradabstellanlagen
wurden bei Neubaumaßnahmen an verkehrswichtigen Punkten vor allem in der
Innenstadt eingerichtet, an ÖPNV/SPNV – Verknüpfungspunkten und am Blaustein -
See wurden sogar abschließbare „Fahrradgaragen“, zusätzlich am Blaustein – See
Akkuladestationen für Pedelecs bzw. E – Bikes installiert.
Außerhalb der
bebauten Gebiete wurden vor allem im Zuge der Grünmetropole – in einem
gemeinsamen Förderprojekt mit der StädteRegion Aachen - neue Radwege entlang
der Inde und im Stadtwald neu gebaut oder ertüchtigt; im Wesentlichen wird das
Freizeitroutennetz und damit auch die anderen „Themenrouten“ allerdings über
bestehende Wirtschafts- und Waldwege geführt.
Routenführung –
Beschilderung – Kartographie
Sinnvollerweise –
weil aufgrund der typischen Wegelängen meist im überörtlichen oder sogar
regionalen
Bereich – wurde die
Ausschilderung von Radrouten auf Landes- bzw. StädteRegionsebene (bzw. am Übergang
zum Kreis Düren, d. h. zu den Gemeinden Aldenhoven, Inden und Langerwehe hin
durch die Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH) gebündelt. Dabei wurden
selbstverständlich die kommunalen Belange engstens mit eingebunden, d. h.
innerörtliche Ziele wurden auf Wunsch der jeweiligen Kommunen mit aufgenommen.
So entstand das „landesweite Radverkehrsnetz“ mit seiner charakteristischen
Beschilderung mit roter Schrift auf weißem Grund (www.radverkehrsnetz.nrw.de).
Mit der Realisierung
des landesweiten Radverkehrsnetzes wurde ein flächendeckendes System von
fahrradfreundlichen Achsen mit einem einheitlichen Wegweisungssystem
ausgestattet. Das Radverkehrsnetz NRW verbindet alle Städte und Gemeinden des
Landes mit einer einheitlichen Wegweisung für den Radverkehr. Die Zentren der
Kommunen sowie die Bahnhöfe (selbstverständlich auch die der euregiobahn) werden auf möglichst
kurzen und direkten Wegen miteinander verknüpft. Es handelt sich um das Netz,
das primär dem täglichen Bedarf dient, z. B. für Fahrten zur Arbeit oder zum
Einkauf. Zusätzlich berücksichtigt es die Belange des Freizeitfahrens, indem
dieses Netz um hochwertige und überregionale touristische Routen ergänzt wird.
Das landesweite
Radverkehrsnetz bildet das Rückgrat der Radwegweisung in NRW. Lokale und
regionale Ergän-zungen und Verdichtungen durch die Städte und Gemeinden werden
in Zukunft mit Unterstützung des Landes im einheitlichen System erfolgen.
Seit Sommer 2003
wird der Radroutenplaner im Internet (www.radroutenplaner.nrw.de) angeboten,
mit dem man sich durch Eingabe von Start-, Ziel- und Zwischenpunkten eigene
Touren unter verschiedenen Gesichtspunkten zusammenstellen kann. Hierzu gehören
z. B. touristische Aspekte wie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die topographischen
Verhältnisse, Rast- und Übernachtungsmöglichkeiten oder An- und
Abreisemöglichkeiten mit der Bahn.
Das landesweite
Radverkehrsnetz wird durch städteregionseigene bzw. indeland - Radrouten
ergänzt.
Dabei vereinfacht
das in der StädteRegion Aachen flächendeckend vorhandene Knotenpunktsystem die
Orientierung und erleichtert die individuelle Zusammenstellung der Routen. Dazu
tragen ausgewählte Schnittpunkte, die sogenannten Knotenpunkte, eine Nummer. An
diesen Punkten geben Informationstafeln einen Überblick über das Radwegenetz.
Zwischen den Punkten wird die Nummer des nächsten Knotenpunktes als
Einschubschild mitgeführt.
Während in der
Vergangenheit die Euphorie für verschiedene Themenrouten groß war und in der
Folge eine Vielzahl von solchen Routen kreiert und mit Einschüben unter den
Wegweisern ausgeschildert wurde, diese in der Folge dann aber weder in ihrem
baulichen Zustand, noch in der zugehörigen Beschilderung noch in der
kartographischen Begleitung in einem akzeptablen Zustand gehalten werden
konnten, hat man sich auf StädteRegionsebene heute auf die sog.
„Premiumprodukte“ konzentriert, d. h. für den Bereich der Stadt Eschweiler auf
die „Grünroute“ und die „Wasserburgenroute“. Die frühere Aachener Burgenroute,
die ebenfalls mit dem Symbol der Wasserburgenroute ausgeschildert war, wurde
zwischenzeitlich demontiert. Eine neue touristische Route, die „Energieroute“
befindet sich derzeit in der Projektierung bei der StädteRegion Aachen.
Von der StädteRegion
Aachen, die sowohl den Ausbau als auch die Unterhaltung und die
Öffentlichkeitsarbeit koordiniert, wurde in der Vergangenheit bereits eine
Vielzahl an fahrradbezogenen Printprodukten (Tourenguide, Fahrradkarte, Flyer,
etc.) herausgegeben.
Im Internet bietet
der Radroutenplaner (www.staedteregion-aachen.de, Freizeit & Tourismus ? Radfahren in der StädteRegion Aachen) umfangreiche
Informationsmöglichkeiten zum Thema „Fahrradfahren“ in der StädteRegion Aachen.
Hier können - auch ausschnittsweise - Pläne und Karten heruntergeladen und
ausgedruckt werden. Wegen der z. T. hohen Fluktuation der Informationen, was z.
B. Sehenswürdigkeiten, Gastronomie, Highlights entlang der Strecke, aber auch
Aussagen zur baulichen Qualität von Streckenabschnitten (mangelhafte
Unterhaltung, Baustellen, Umleitungen, etc.) anbetrifft, ist man immer mehr von
den – weil häufig auch nur in kleiner Auflage erstellten und dann relativ
teuren - Printprodukten abgegangen und stellt für die immer Internet – affinere
fahrradfahrende Bevölkerung hervorragende individuell konfigurierbare
Kartenoutputs zur Verfügung. Neben dem behördlichen Online-Angebot existieren
diverse zum Teil auch private Initiativen zum Publizieren von Routen im
Internet; das Portal GPSies.com aus Berlin verzeichnet z. B. knapp 400.000
registrierte Nutzer und derzeit 3,5 Mio. Strecken (für unterschiedliche
Aktivitäten).
Eine Aufgabe für die
Stadt sollte es in der Zukunft daher u. a. sein, verstärkt in eben diesen
Online-Portale das kommunale Angebot an Radrouten einzupflegen und die
digitalen Kartenwerke (Google Maps, OpenStreetMap, Openmtbmap etc.) auf
Richtigkeit und Vollständigkeit zu überprüfen und sich an deren Korrektur und
Fortschreibung aktiv zu beteiligen.
Die Instandhaltung der kommunalen Radwege (incl. Beschilderung, Markierung, etc.) wird aus dem Sachkonto 52420100 (Produkt 125410101) „Unterhaltung Straßen, Wege, Plätze“ bestritten. Aus diesem Sachkonto muss die gesamte Unterhaltung für 206 km kommunale Straßen, 54,5 km Rad- bzw. Rad-/Gehwege und 208 km Wirtschafts-wege bestritten werden. 2015 standen auf diesem Sachkonto 700.000,00 €, 2016 stehen nur noch 200.000,00 € zur Verfügung.
Die Thematik
„Fahrradverkehr“ wird bei der Abteilung für Straßenraum und Verkehr von den im
Bereich „Tiefbau“ tätigen Sachbearbeitern mit betreut. Einen
Radverkehrsbeauftragten (61.1 Straßenbau und Verkehrslenkung) sowie einen
zusätzlichen Fachmann für den Fahrradtourismus (85.2 Mobilität,
Strukturentwicklung und Tourismus) wie bei der StädteRegion Aachen gibt es bei
der Stadt Eschweiler nicht.
Von daher dürfte
nachvollziehbar sein, dass eine optimale Unterhaltung des Radverkehrsnetzes
sowohl aus personellen als auch aus finanziellen Gründen nicht prioritär zu
leisten ist.