Betreff
Weiterentwicklung des Netzwerkes gegen Kinderarmut "Flügelschlag-Starke Kinder an der Inde"
Vorlage
235/15
Art
Kenntnisgabe öffentlich

Der Sachverhalt wird zur Kenntnis genommen.

 


Kinderarmut ist ein Problem, das nur gesamtgesellschaftlich gelöst werden kann. Dabei beinhaltet Kinderarmut nicht nur finanzielle und materielle Armut, sondern häufig auch soziale Ausgrenzung, fehlende Bildungschancen, mangelnde kulturelle Teilhabe und gesundheitliche Benachteiligung. Auf kommunaler Ebene kann jedoch daran gearbeitet werden, dass die Folgen von Kinderarmut z.B. durch Sensibilisierung für das Thema, durch Früh- und Gesundheitsförderung, durch Förderung von Bildungs-und Teilhabemaßnahmen und durch die Vernetzung von Angeboten und Akteuren aufgefangen werden.

 

Das Netzwerk „Flügelschlag – Starke Kinder an der Inde“ hat hierzu einen wertvollen Beitrag geleistet und erfolgreich gearbeitet. Dabei hat sich das Netzwerk über ein reines Informationsnetzwerk hinaus entwickelt und zahlreiche Aktionen und Projekte initiiert und durchgeführt. Ebenso hat sich das Netzwerk in der Bevölkerung etabliert.

 

Wie bereits in der Sitzungsvorlage 057/15 ausgeführt, endet die Förderung durch das Programm des Landschaftsverband Rheinland (LVR) „Teilhabe ermöglichen – Kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut“ für das Netzwerk „Flügelschlag – Starke Kinder an der Inde“  am 30.09.2015.

 

Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung des Netzwerkes hatte die Steuerungsgruppe beschlossen, die weitere Konzeptentwicklung anhand folgender Fragestellungen zu entwickeln, die zur Beantwortung an die vier Unterarbeitsgruppen gestellt werden sollten: Welche Ideen/ Projekte sollen noch bis zum Projektende realisiert werden? Welche Ideen/ Projekte sollen über das Projektende hinaus fortgeführt werden? Was benötigen die Arbeitsgruppen und Netzwerkpartner für eine kontinuierliche Netzwerkarbeit?

 

Zwischenzeitlich erfolgte aus allen Arbeitsgruppen eine Rückmeldung. Dabei zeigte sich, dass unabhängig vom Projektende bereits Aktionen und Angebote konkret geplant waren und weitere initiiert werden sollen (u.a. Freizeitaktionen, Projekt: „Bildung kommt ins Gleichgewicht“, Angebote für Flüchtlingsfamilien).  Für die kontinuierliche Netzwerkarbeit benötigen die Arbeitsgruppen laut Rückmeldung vor allem Information untereinander, Steuerung/Koordination und Werbung. (siehe Anlage 1)

 

Als Fazit kann festgehalten werden, dass die Teilnehmer/innen auch weiterhin Prävention, Gesundheitsförderung, Teilhabe und Unterstützung ermöglichen wollen und die Netzwerktätigkeiten in den einzelnen Arbeitsgruppen fortgeführt werden sollen.

 

Die Förderung der Koordinationsstelle durch den LVR endet wie oben beschrieben. Im Hinblick auf den weiteren Ausbau und die nachhaltige Sicherung eines tragfähigen Netzes für alle Kinder, Jugendliche und Eltern in Eschweiler ist jedoch eine Umstrukturierung und Neuausrichtung notwendig. So sollen die positive Entwicklung und die guten Kooperationen des Netzwerkes nicht nur weiter geführt, sondern auch mit bereits bestehenden Netzwerken, Angeboten und Akteuren im kommunalen Bereich verzahnt werden. Diese sollen so zusammengeführt werden, dass ein abgestimmtes Handeln im Rahmen einer Gesamtstrategie möglich wird. „Netzwerkmüdigkeit“ und Doppelstrukturen sollen vermieden werden. Dies kann vor allem durch Informationsaustausch und Zusammenarbeit erreicht werden. Außerdem sollen Schnittstellen effektiv genutzt werden. (vgl. Verwaltungsvorlage 148/14 - Weiterentwicklung der Netzwerke „Frühe Hilfen“).

 

Somit stellt sich die Aufgabe das Netzwerk Flügelschlag vom erfolgreichen Projekt in nachhaltige Strukturen zu integrieren. Ziel ist es dabei, möglichst alle Kinder und Jugendlichen zu erreichen und eine lückenlose Förderung und Unterstützung zu ermöglichen. Dafür bietet sich eine Orientierung an den Entwicklungsphasen                  und –übergängen an.

 

Dabei kann das an der Präventionskette entlang der Altersstufen  - von der Schwangerschaft bis zum Übergang in den Beruf -  entwickelte Modell zugrunde gelegt werden:


 

„Präventionskette: Akteure und Institutionen arbeiten übergreifend und lebensphasenorientiert zusammen.
Sie sichern die Übergänge für das Kind und seine Familie zwischen Angeboten, Institutionen und Settings. Ihre Netzwerke zur Förderung, Unterstützung, Beratung, Bildung, Betreuung, Partizipation und zum Schutz bilden die Präventionskette.“

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2013): Werkbuch Prävention Herausforderungen und Chancen beim Aufbau von Präventionsketten

Im Idealfall entsteht durch eine Präventionskette ein System lückenlos ineinandergreifender Hilfen, die sich gegenseitig ergänzen und sich auf die verschiedenen Alters- und Entwicklungsstufen beziehen.

 

Was besteht bereits in Eschweiler?

 

 

Netzwerk „Frühe Hilfen –

Gut Starten in Eschweiler“

und Babybesuchsdienst

 

 

Netzwerk gegen Kinderarmut

„Flügelschlag – Starke Kinder

an der Inde“

 

 

Schulsozialarbeit

 

erstes Glied der Präventionskette

Zielgruppe:

Familien mit Kindern zwischen

-9 Monaten und drei Jahren

 

 

Zielgruppe:

Familien mit Kindern zwischen drei und 10 Jahren

 

Zielgruppe:

Schüler/innen im Alter von 6 Jahren bis ins junge Erwachsenenalter und deren Familien

Eingerichtet um Familien in den ersten Lebensmonaten und –jahren ihres Kinds zu beraten und ggf. konkret zu unterstützen sowie

für den fachlichen Austausch und zur Entwicklung passgenauer Angebote und deren Koordinierung. 

 

Ziel des Babybesuchsdienstes ist es, Eltern von Neugeborenen frühestmöglich eine Vielzahl an hilfreichen Informationen und Unterstützungsangeboten zu eröffnen.

 

Eingerichtet um den Folgen von Kindearmut zu begegnen.

Fachlicher Austausch und Entwicklung von Angeboten für Familien und Kinder zur Gesundheitsförderung, Teilhabe an Sport, Kultur und Freizeit und Unterstützung alleinerziehender Eltern in vier Arbeitsgruppen.

 

 

Eingerichtet an allen Schulen in Eschweiler um individuelle und gesellschaftliche Benachteiligungen durch sozialpädagogische Angebote auszugleichen.

 

Kernaufgaben der Schulsozialarbeit sind sowohl Prävention als auch Intervention sowie die Vernetzung innerhalb und außerhalb der Schule.

Koordination und Babybesuchsdienst: Rita Szabo (A 51)

Koordination: Dorothea Kohlen (A 51)

(LVR-Förderung bis 30.9.2015)

Koordination (ab 1.10.15):

Dorothea Kohlen (A 51)

 


Wie kann es weiter gehen?

Im nächsten Schritt müssen in Eschweiler vorhandene Netzwerke und Ressourcen untereinander koordiniert werden. Durch die Verzahnung der beiden sozialpräventiven Netzwerke „Frühe Hilfen“ und „Flügelschlag“ ergänzt durch die Vernetzung zur Schulsozialarbeit kann es gelingen, Akteure zu erreichen, die vor Ort täglichen Umgang mit Kindern aller Altersstufen und Familien haben, die von Armut betroffen sind. Außerdem sollen Angebote durch Kooperation der Akteure ermöglicht und hierbei Synergieeffekte genutzt werden. Um möglichst effizient agieren und planen zu können, wird auch die integrierte Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplanung in die Steuerungsgruppe einbezogen. Kommunale Strukturen und Angebote können durch dieses Gremium systemübergreifend (weiter-) entwickelt werden.

 

Um dies zu ermöglichen soll die bisherige Steuerungsgruppe bestehend aus den Moderator/innen der Arbeitsgruppen und der Verwaltung (A51) entsprechend erweitert werden.

Dadurch ergibt sich folgende Struktur:

 

 

Was heißt das nun konkret für die Arbeit der Akteure und das Netzwerk Flügelschlag?

·      Das Netzwerk kann nach Projektende bestehen bleiben.

·      Die einzelnen Arbeitsgruppen werden selbstorganisiert fortgeführt.

·      Die fachliche Begleitung durch das Jugendamt erfolgt auch zukünftig und die bisherige Koordinatorin steht als zentrale Ansprechpartnerin (in reduziertem Umfang) weiterhin zur Verfügung. Sie wickelt die Spenden-/Finanzverwaltung für „Flügelschlag“ ab.

·      Die bisherige Steuerungsgruppe wird erweitert, um nachhaltige Vernetzung sicher zu stellen.
Schnittstellen zu den Frühen Hilfen, Jugendhilfeplanung, Schulentwicklungsplanung und  Schulsozialarbeit werden dadurch hergestellt. Doppelstrukturen sollen dadurch vermieden und Synergieeffekte genutzt werden.

·      Über den bestehenden Newsletter der sozialpräventiven Netzwerke können auch zukünftig Angebote, Projekte, Ergebnisse und aktuelle Entwicklungen an alle Akteure kommuniziert und der Informationsfluss gesichert werden.


 

Diese neue Struktur wurde der bisherigen Steuerungsgruppe in einem Treffen am 14.4.2015 präsentiert (siehe Anlage 1) und im nächsten Schritt sollten die einzelnen Arbeitsgruppen entscheiden, ob sie die Arbeit zu den beschriebenen veränderten Rahmenbedingungen weiter führen möchten oder die Arbeit mit Projektende abschließen wollen; positive Rückmeldungen liegen bereits durch die Arbeitsgemeinschaften Alleinerziehende, Soziales und Gesundheit und Sport, Kultur, Freizeit vor.

 

Insgesamt geht die Verwaltung davon aus, dass durch die neue Struktur ein abgestimmtes Handeln im Rahmen einer lebenslauf-orientierten Gesamtstrategie in Eschweiler befördert wird. Die Identifizierung und systematische Bearbeitung zentraler Themen der Entwicklungsförderung von der Schwangerschaft bis zum späten Jugendalter kann systematisch erfolgen. In der erweiterten Steuerungsgruppe können gemeinsame Vorhaben besprochen und eine Arbeitsteilung vereinbart werden. Somit kann es gelingen sowohl die Qualität als auch die Quantität der Angebote und Projekte in Eschweiler stetig zu steigern und die Zugangs- und Nutzungschancen zu erhöhen.

 

Das Netzwerk Flügelschlag „Starke Kinder an der Inde“ wird durch die beschriebene Vorgehensweise in eine kommunale Gesamtstrategie integriert und durch die Akteure weiter getragen und entwickelt.

 

 

 


Wie beschrieben, endet die finanzielle Förderung der bisherigen Koordinationsstelle durch den Landschaftsverband Rheinland zum 30.09.2015. Der reduzierte Aufgabenumfang wird dann zukünftig durch den bestehenden Mitarbeiterbestand aufgefangen.