Betreff
Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge
Vorlage
196/22
Art
Beschlussfassung öffentlich

Der Sachverhalt wird zur Kenntnis genommen.

 


In der Stadt Eschweiler sind aktuell 11 öffentliche Ladestationen mit insgesamt 27 Ladepunkten für das „AC- Normalladen“ (bis 22 kW) in Betrieb (s. Anlage 1a.-b.). Trotz der stetig wachsenden Zahl an in Eschweiler zugelassenen reinen Batterie-Elektrofahrzeugen (413 E-Fahrzeuge; 1,4% von insgesamt 31.700 PKW; Stand: 02/2022) und Plug-in-Hybriden (346 Fahrzeuge; 1,1%) ist die regelmäßige Auslastung der Ladestationen noch eher gering. Ein Großteil der Fahrzeuge wird wahrscheinlich privat oder am Arbeitsplatz geladen.

Dennoch steigt die Zahl der Anfragen an die Stadt von Bürger*innen und Gewerbetreibenden, die im Innenstadtbereich wohnen bzw. arbeiten, Interesse am Kauf eines E-Fahrzeugs haben, aber derzeit noch keine Möglichkeit sehen, das Fahrzeug wohnortnah bzw. betriebsnah zu laden.

 

Um den zukünftigen Bedarf an Ladeinfrastruktur (LIS) im öffentlichen, halböffentlichen und privaten Raum abzuschätzen, hat die StädteRegion Aachen das Beratungsunternehmen EcoLibro GmbH mit der Erstellung einer Studie beauftragt. Die Ergebnisse wurden dem Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss in seiner Sitzung am 05.03.2020 vorgestellt.

Aus der Studie geht hervor, dass in Eschweiler der Bedarf für den Ausbau der LIS im öffentlichen Bereich in den stark verdichteten innerstädtischen Quartieren, die durch Straßenparken und hohen Parkdruck gekennzeichnet sind, am größten ist (Bedarf: 99 Ladepunkte bis 2031). In den weniger verdichteten Räumen werden die Ladevorgänge dagegen zukünftig vorrangig im privaten Bereich stattfinden.

 

Den wahrscheinlich in den nächsten Jahren zunehmenden Bedarf an öffentlicher LIS möchte die Verwaltung vorsorgend planen. Für den Bereich der halböffentlichen und privaten LIS hat die Stadt keine direkte Einflussmöglichkeit.

 

Daher empfiehlt die Verwaltung, in einem ersten Schritt 15 weitere Standorte für „Normallladestationen“ (AC-Ladesäulen / max. 22 kW) im öffentlichen Raum für den ersten Planungshorizont 2022-2025 vorzusehen.

Die im Folgenden beschriebenen möglichen Standorte (s. Anlage 1d.) wurden von der Verwaltung dahingehend geprüft, ob auf Grund der umliegenden dichten Wohnbebauung mit geringem Anteil privater Lademöglichkeiten, der Nähe zum Handel sowie zu Gesundheits- und Dienstleistungsunternehmen und/oder der Anbindung an den ÖPNV mit einer entsprechend guten Auslastung der Ladestationen zu rechnen sei.

 

Für diese 15 möglichen Standorte, welche sich alle auf Parkplätzen mit Senkrecht- und Schrägparkständen beschränken, wurde von Seiten der Regionetz GmbH eine ausreichende Netzkapazität bestätigt.

 

1.              Eschweiler Hauptbahnhof (AC-Ladesäulen mit vier Ladepunkten)

Der Standort ist von einer relativ dichten Bebauungsstruktur umgeben. So leben in einem Umkreis von 500 Metern um den Standort knapp 3.200 Einwohner*innen. Für die Pendlerverflechtungen (ca. 16.100 Auspendler, 13.400 Einpendler) zwischen Eschweiler und den Städten Aachen, Stolberg, Langerwehe, Düren, Köln und Düsseldorf ist der Eschweiler Hauptbahnhof mit der Anbindung an die Schiene von zentraler Bedeutung. Durch die Einrichtung von durchgängig zugänglichen Lademöglichkeiten wird Pendler*innen mit E-Fahrzeugen die Möglichkeit geboten, ihre Pkw während der Arbeitszeit zu laden. Da ein Umparken der Pkw bei Berufspendler*innen nicht ohne weiteres möglich ist, sollte die Parkdauer hier großzügig auf mindestens sechs Stunden ausgelegt werden. Aufgrund der langen Parkdauer sowie der Annahme, dass das Angebot am Hauptbahnhof als wichtiger intermodaler Verkehrsknoten sehr gut angenommen wird, empfiehlt die Verwaltung, dort zwei Ladestationen mit insgesamt vier Ladepunkten vorzusehen. Diese können dann in den Abend- und Nachtstunden von den Bewohner*innen genutzt werden.

 

2.              Röthgen: Ringofen (AC-Ladesäule mit zwei Ladepunkten)

Mit 2.780 Einwohner*innen in einem Umkreis von 500 Metern liegt am Standort eine relativ dichte Bebauungsstruktur mit Mehrfamilienhäusern vor, die es einem Großteil der Anwohner*innen nicht ermöglicht, eigene Lademöglichkeiten zu installieren. Zudem befindet sich das Seniorenzentrum sowie die Kita am Ringofen in direkter Nachbarschaft. Die Lademöglichkeit wird daher voraussichtlich auch von Mitarbeitenden und Besucher*innen der beiden Einrichtungen genutzt werden.

 


3.              Stich: Friedrichstraße/Gesamtschule Waldschule

In unmittelbarer Umgebung des Standortes liegt sowohl die Waldschule, der Waldfriedhof, mehrere Sportanlagen sowie der Stadtwald. In der näheren Umgebung (Wilhelminenstraße) befindet sich zudem die Erich-Kästner-Schule sowie der katholische Kindergarten St. Barbara. In der Umgebung dominieren Mehrfamilienhäuser. Es wird erwartet, dass die Lademöglichkeit von Seiten der Anwohner*innen (1.700 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern), der Beschäftigten in den Betreuungs- und Bildungseinrichtungen sowie der Besucher*innen der Freizeitanlagen rege genutzt wird.

 

4.              Röthgen: Feldstraße – Ecke Wilhelmstraße

Dieser Standort befindet sich inmitten von Mehrfamilienhäusern in geschlossener Bauweise (2.880 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern). Die Burg Röthgen mit der Reitsportanlage und die Kita Morgenwald in der Wilhelmstraße sind fußläufig unmittelbar erreichbar.

 

5.              Bergrath: Kopfstraße – Ecke Pfarrer-Kleinermanns-Straße

An dem Standort befinden sich in unmittelbarer Umgebung die Raiffeisenbank, eine Apotheke, eine Physiotherapiepraxis, die Kirche St. Antonius, die katholische Grundschule Bergrath sowie zwei KiTas und eine Sportanlage. In der Umgebung dominieren Mehrfamilienhäuser in dichter Bauweise. Im Umkreis von 500 Metern leben um den Standort 3.540 Einwohner*innen.

 

6.              Innenstadt/Stadtzentrum: Kaiserstraße

In fußläufiger Nähe zur Sporthalle befindet sich zudem der Talbahnhof, das Amtsgericht und die Fußgängerzone. Das Umfeld des Standortes ist geprägt durch Mehrfamilienhäuser und Straßenparken (4.080 Einwohner*innen im 500 Meter Umkreis).

 

7.              West: Franz-Rüth-Straße

Das Quartier Eschweiler-West ist von Mehrfamilienhäusern geprägt. Im Umkreis von 500 Metern leben 3.090 Einwohner*innen. Der Standort liegt direkt an der KiTa Zauberhut. Fußläufig ist das BK der StädteRegion Aachen zu erreichen.

 

8.              Innenstadt/Stadtzentrum: Kochsgasse/Englerthstraße

Der Standort befindet sich in fußläufiger Nähe zum Bushof (intermodale Verknüpfung), zum St.-Antonius-Hospital, zur Fußgängerzone wie auch zu den Geschäften und Praxen nördlich der Indestraße. Im Umfeld des Standortes dominieren auch hier Mehrfamilienhäuser (5.520 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern) und Gewerbeflächen.

 

9.              Innenstadt/Stadtzentrum: Marktstraße

Der Standort eignet sich aufgrund seiner zentralen Lage, von der aus der Marktplatz und die Innenstadt nördlich wie auch südlich der Inde sehr gut fußläufig zu erreichen sind, sowie seiner dichten Bebauungsstruktur (5.670 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern).

 

10.          Innenstadt/Stadtzentrum: Peter-Paul-Straße – Ecke Parkstraße

Im Umfeld des Standortes leben rund 5.160 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern. Die Innenstadt, der Marktplatz sowie das Städtische Gymnasium sind in unmittelbarer Nähe.

 

11.          Innenstadt/Stadtzentrum: Indestraße Höhe Patternhof

Entlang der Indestraße befindet sich eine dichte, geschlossene Bebauung mit Mehrfamilienhäusern (3.300 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern). Die Realschule, der Zentralfriedhof sowie das Eschweiler Rathaus sind fußläufig unmittelbar erreichbar.

 

12.          Innenstadt/Stadtzentrum: Eichendorfhalle

In der Nähe befinden sich mehrere Wohnkomplexe mit Mehrfamilienhäusern. Im Umkreis von 500 Metern leben 4.290 Einwohner*innen.

 

13.          Dürwiß: Jülicher Straße – Ecke Hans-Böckler-Straße

Im Umkreis finden sich vorrangig Mehrfamilienhäuser in geschlossener Bauweise (2.460 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern). Für die Installation der Ladesäulen werden im Zuge der Sanierung der K33 bereits die technischen Voraussetzungen geschaffen.

 

14.          Dürwiß: Jülicher Straße – Ecke Eichenstraße

Der Standort an der K33 ist von einer dichten Bebauung mit 3.790 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern geprägt.

 

15.          Weisweiler: Schützenstraße

In unmittelbarer Umgebung des Standortes befindet sich die Festhalle Weisweiler mit der Gaststätte Alt Weisweiler, die Sparkasse und VR-Bank sowie das Seniorenzentrum Itertalklinik. Um den Standort finden sich zudem Mehrfamilienwohnkomplexe mit 2.760 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern.

 

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat im August 2021 im Rahmen des „Deutschlandnetzes“ 1000 „Schnelllade-Hubs“ (bis zu 300 kW) abseits der Bundesautobahnen im Wettbewerb ausgeschrieben. Für Eschweiler ist ein sogenannter „Schnelllade-Hub“ mit 12 Schnellladepunkten, Überdachung und Versorgungsinfrastruktur (Kiosk, Toiletten) vorgesehen. Ein Bieter hatte sich bereits bei der Stadt nach potenziellen Standorten erkundigt. Da weitere Flächenanfragen bei der Stadt erwartet werden, wurden zwei mögliche, öffentliche Standorte für den „Schnelllade-Hub“ identifiziert (s. Anlage 1e.). Diese befinden sich im Eigentum der Stadt Eschweiler.

Mit dem „Schnelllade-Hub“, der wahrscheinlich Ende 2023 in Betrieb gehen wird, würde das derzeitige Angebot von 5 Schnellladestationen (DC-Laden bis 350 kW) mit insgesamt 13 Ladepunkten nahezu verdoppelt. Decken die 4 Schnellladestationen auf der Raststätte Aachener Land vornehmlich den Bedarf der überregional reisenden E-Fahrzeugen ab, würde der Schnelllade-Hub im Innenstadtbereich eher dem örtlichen Bedarf dienen. Dadurch kann ein Großteil des Bedarfs an öffentlichem Laden abgedeckt werden, was evtl. die Anzahl weiterer „Normalladestationen“ reduzieren würde.

 

Es werden folgende mögliche Standorte für die Errichtung des „Schnelllade-Hubs“ empfohlen (s. Anlage 1e.):

 

16.       Öffentlicher Parkplatz am Eschweiler Bushof/Agentur für Arbeit

Der Standort ist zentral und über die Indestraße auch an die umliegenden Ortsteile gut angebunden, und liegt zudem nahe der Autobahnanschlussstelle West. Durch den Bushof ist der Standort zudem intermodal verknüpft und ermöglicht den Umstieg auf den ÖPNV. Zahlreiche Dienstleistungsangebote in der Stadt Eschweiler sind vom Standort fußläufig in wenigen Minuten erreichbar (Einkaufsmöglichkeiten, ARGE, Rathaus, St. Antonius Hospital u.a.). Und auch Bildungseinrichtungen wie die Don Bosco Schule, die Bischöfliche Liebfrauenschule und das Berufskolleg befinden sich ebenfalls im Umfeld des Standortes. Im Umkreis von 500 Metern um den Standort leben 4.640 Einwohner*innen.

 

17.       Öffentlicher Parkplatz am Talbahnhof

Neben der Nähe zum Bahnhof der Talbahnlinie grenzt der Standort an die Innenstadt mit seiner überwiegenden Mehrfamilienhaus-Bebauung (5.080 Einwohner*innen im Umkreis von 500 Metern), der Fußgängerzone und den umliegenden Einkaufsstraßen, dem Kulturort Talbahnhof, dem Amtsgericht sowie zahlreichen medizinischen Einrichtungen.

 

Weiteres Vorgehen

Die Verwaltung wird die oben genannten Standorte im Rahmen eines noch zu beauftragenden Umsetzungskonzeptes fachplanerisch untersuchen lassen. Über die Ergebnisse wird die Verwaltung den Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss informieren.


 

 


Die finanziellen Auswirkungen des noch zu beauftragenden Umsetzungskonzeptes sind derzeit nicht abschätzbar, zumal die Kosten und möglichen Fördermittel noch nicht feststehen.

 


Die weiteren Planungen zum Ausbau der LIS für E-Fahrzeuge binden personelle Kapazitäten in den Fachämtern 32, 61 und 66, sowie in der Stabsstelle nachhaltige Entwicklung.